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Vertretung in Deutschland
  • Pressemitteilung
  • 17. November 2022
  • Vertretung in Deutschland
  • Lesedauer: 4 Min

Antibiotikaresistenz: Antibiotika-Nutzung geht zurück, Aufklärungsarbeit bleibt wichtig

Dargestellt ist ein Piktogram auf einem hellen lila Hintergrund. Das Piktogram besteht aus einem weißen Kreis. Links wird der Kreis durch die Darstellung einer Person auf einer Sportmatte unterbrochen. Mittig rechts unterbricht die Darstellung eines Krankenhauses den Kreis. In der Mitte sieht man einen Kopf im Porträt, die Person schaut nach rechts. Am Kopf der Person sieht man ein (Apotheker)Kreuz.

Die Bemühungen von Kommission und Mitgliedstaaten, die Menschen in der EU für die Gefahren eines übermäßigen Gebrauchs von Antibiotika zu sensibilisieren, zeigen Wirkung. Der Einsatz von Antibiotika geht zurück: Bei einer europaweiten Umfrage gaben 23 Prozent an, solche Medikamente genommen zu haben. Das ist der niedrigste Wert seit 2009. Deutschland liegt mit 15 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Aber: 35.000 Europäerinnen und Europäer sterben jedes Jahr aufgrund einer Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe. Solche Infektionen verursachen zusätzliche Gesundheitskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und führen zudem zu Produktivitätsverlusten in der EU. Die Umfrage zeigt auch eine besorgniserregende Unwissenheit, wie Antibiotika richtig eingesetzt werden. Die Hälfte der Europäerinnen und Europäer glaubt fälschlicherweise, dass Antibiotika Viren abtöten.

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte: „Antibiotika töten Bakterien ab, nicht Viren. Durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika wird die Resistenz von Bakterien gegenüber unseren Arzneimitteln gefördert. Deshalb wird die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe häufig als die nächste große Gesundheitskrise betrachtet. Aus der heute vorgelegten Umfrage geht hervor, warum dieses Risiko besteht. Der Kampf gegen die stille Pandemie der Antibiotikaresistenz muss im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ angegangen werden, das den umsichtigeren Einsatz von Antibiotika sowohl beim Menschen als auch bei Tieren einschließt.“

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) stellen eines der größten Risiken für die menschliche Gesundheit dar und gehören zu den drei größten Gesundheitsgefahren, die Koordinierungsmaßnahmen auf EU-Ebene erfordern. Neuen Daten zufolge, die heute vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veröffentlicht wurden, sterben jährlich in der gesamten Europäischen Union, Island und Norwegen mehr als 35 000 Menschen an antibiotikaresistenten Infektionen. Solche Infektionen verursachen zusätzliche Gesundheitskosten in Höhe von 1,5 Mrd. Euro sowie Produktivitätsverluste in der EU.

Eurobarometer-Umfrage: Nur jede(r) zweite Befragte weiß, dass Antibiotika nicht wirksam gegen Viren sind

Die Eurobarometer-Sonderumfrage, die heute veröffentlicht wurde, gibt einen Überblick über die Einstellung der Europäerinnen und Europäer zu Antibiotika. Die wichtigsten Ergebnisse:

  • Der Einsatz von Antibiotika erreichte ein Rekordtief: 23 Prozent der Europäerinnen und Europäer geben an, im vergangenen Jahr Antibiotika auf oralem Wege eingenommen zu haben, was den niedrigsten Stand seit 2009 darstellt. Die Bandbreite reicht jedoch von 42 Prozent in Malta bis 15 Prozent in Schweden und Deutschland.
  • Etwa 8 Prozent der Antibiotika wurden ohne ärztliche Verschreibung verwendet.
  • Ein sehr großer Teil der Europäerinnen und Europäer hat Antibiotika ungerechtfertigterweise verwendet (d. h. wegen Virusinfektionen oder nur aufgrund von Symptomen).

Die Umfrage zeigte auch eine besorgniserregende Unwissenheit unter den Bürgerinnen und Bürgern auf, was den richtigen Einsatz von Antibiotika betrifft:

  • Nur die Hälfte der Befragten weiß, dass Antibiotika nicht wirksam gegen Viren sind. In Deutschland sind 45 Prozent der Befragten dieser Ansicht.
  • Nur drei von zehn Europäerinnen und Europäern wussten, dass der unnötige Einsatz von Antibiotika diese unwirksam macht und, dass die Verwendung von Antibiotika erst nach Abschluss der gesamten Behandlung eingestellt werden sollte.

Starker Anstieg der Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe

Neue, heute vom ECDC veröffentlichte Daten zeigen, dass die Zahl der Infektionen und Todesfälle aufgrund antibakterieller Resistenzen in der EU/im EWR erheblich gestiegen ist.

Der menschliche Gesamtverbrauch antimikrobieller Mittel (in der Primärversorgung und im Krankenhausbereich) ging zwischen 2012 und 2021 um 23 Prozent zurück. Dies zeigt zwar einen deutlichen Rückgang des unnötigen Einsatzes dieser Arzneimittel, jedoch ist auch der Verbrauch der wirksamsten Antibiotika, insbesondere in Krankenhäusern, sehr stark gestiegen.

Was unternimmt die Kommission?

Angesichts der zunehmenden Bedrohung wird deutlich, dass antimikrobielle Resistenzen im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ bekämpft werden müssen, in dem die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Mensch und Tier und der Umwelt berücksichtigt werden. Anfang dieses Jahres traten neue EU-Vorschriften in Kraft, mit denen sichergestellt werden soll, dass für die Humanmedizin äußerst wichtige antimikrobielle Wirkstoffe durch ein Verbot ihrer Verwendung in der Veterinärmedizin wirksam bleiben.

Die Kommission hat heute auch eine Überprüfung der nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen veröffentlicht. Die Überprüfung ergab, dass viele Mitgliedstaaten von einem verstärkten Ansatz im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ in Bezug auf antimikrobielle Resistenzen profitieren würden.

Im ersten Halbjahr 2023 wird die Kommission ihre Maßnahmen zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Rahmen einer vorgeschlagenen Überarbeitung der EU-Arzneimittelvorschriften verstärken. Im Laufe des Jahres 2023 wird die EU im Rahmen des Programms EU4Health eine mit 50 Millionen Euro ausgestattete gemeinsame Aktion mit den Mitgliedstaaten, Norwegen, Island und der Ukraine zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen einleiten.

Im Rahmen von Horizont 2020, dem Forschungsprogramm der EU, wurden über 690 Millionen Euro mobilisiert, um Forschung und Innovation im Bereich antimikrobieller Resistenzen zu unterstützen. 

Weitere Informationen:

Die ausführliche Pressemitteilung

Die Ergebnisse der Spezial-Eurobarometer-Umfrage in Deutschland

Kommission: EU-Maßnahmen zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen

Eurobarometer-Umfrage zur antimikrobiellen Resistenzen

Programm „EU4Health“

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske ) , Tel.: +49 (30) 2280-2190

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
17. November 2022
Autor
Vertretung in Deutschland