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Vertretung in Deutschland
  • Presseartikel
  • 6. April 2020
  • Vertretung in Deutschland
  • Lesedauer: 5 Min

Coronakrise: 8 Mrd. Euro für 100.000 kleine und mittlere Unternehmen

Die Europäische Kommission hat 1 Mrd. Euro aus dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI) freigegeben, die als Garantie für den Europäischen Investitionsfonds (EIF) dienen wird. Der EIF gehört zur Europäischen Investitionsbank...

Valdis Dombrovskis, Exekutiv-Vizepräsident für eine Wirtschaft im Dienste der Menschen, erklärte: „Derzeit haben es unsere Unternehmen in ganz Europa schwer. Die EU handelt rasch, um die Krise abzumildern und kleine und mittlere Unternehmen, die besonders gefährdet sind, zu unterstützen. Die Kommission und der Europäische Investitionsfonds stellen heute Finanzmittel in Höhe von 8 Mrd. EUR für europäische KMU bereit, die von der Coronavirus-Pandemie betroffen sind, und entlasten damit sofort deren Liquiditätslage. Die Mittel werden noch in diesem Monat über lokale Banken und Kreditgeber zu denen fließen, die von der Krise am stärksten betroffen sind.“

Mit der heutigen Ankündigung wird die in der Mitteilung der Kommission vom 13. März eingegangene Verpflichtung zur unverzüglichen Unterstützung besonders hart getroffener KMU erfüllt; erste Mittel sollen bereits im April fließen. Die Aktion ist Teil des von der EIB-Gruppe am 16. März angekündigten Maßnahmenpakets, das KMU und Midcap-Unternehmen in Europa ohne unnötige Verzögerungen Hilfe bringen soll.

Eine der unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Pandemie ist der abrupte Liquiditätsmangel bei kleinen und mittleren Unternehmen. Diese sind von Krisen meist besonders stark betroffen, und sie müssen deshalb unbedingt mit ausreichender Liquidität versorgt werden, damit sie die Krise überstehen können. Gleichzeitig steigt bei solchen Liquiditätsengpässen das wahrgenommene Risiko plötzlich stark, sodass die Banken wenig geneigt sind, KMU Kredite zu gewähren. Deshalb sind EU-Garantien zur Unterlegung solcher Darlehen erforderlich. Ab heute bringt der EIF spezielle EFSI-besicherte Garantien auf den Markt, um die Auswirkungen der Pandemie auf kleine und mittlere Unternehmen und kleine Midcap-Unternehmen einzudämmen.

Mit der 1 Mrd. Euro, die im Rahmen der COSME-Kreditbürgschaftsfazilität aus dem EFSI und unter Horizont 2020 durch „InnovFin – Garantien für KMU“ bereitgestellt wurde, ist der EIF in der Lage, Finanzintermediären Garantien in Höhe von 2,2 Mrd. Euro zur Verfügung zu stellen, wodurch 8 Mrd. Euro an Finanzmitteln mobilisiert werden können. Die Garantien werden vom EIF über eine heute veröffentlichte Aufforderung zur Interessenbekundung, die sich an mehrere hundert Finanzintermediäre, darunter Banken und alternative Kreditgeber, richtet, an den Markt gebracht. Die Garantien haben folgende besonderen Merkmale:

  • Vereinfachter und schnellerer Zugang zur EIF-Garantie
  • Höhere Risikodeckung – bis zu 80 Prozent der potenziellen Verluste aus Einzelkrediten (der Standardwert beträgt 50 %)
  • Schwerpunkt auf Betriebsmittelkrediten in der gesamten EU
  • Flexiblere Bedingungen, einschließlich Möglichkeiten für Zurückstellung, Umschuldung oder Tilgungsaufschub.

Zugang haben sowohl neue als auch bestehende Finanzintermediäre, die bereits mit dem EIF zusammenarbeiten. Diese werden mehr als hunderttausend Unternehmen, die Garantien im Rahmen der COSME-Kreditbürgschaftsfazilität (LGF) und der InnovFin-SMEG-Programme erhalten, Sonderbedingungen bieten.

Nächste Schritte

Finanzintermediäre mit bestehenden EIF-Vereinbarungen im Rahmen von COSME- und InnovFin-Programmen werden nach der heutigen Aufforderung zur Interessenbekundung nach einem entsprechenden Antrag unmittelbar auf die neuen Garantien zugreifen können. Für andere Finanzintermediäre ist ein zügiges Antragsverfahren vorgesehen, das sie zunächst durchlaufen müssen. Auf diese Weise können bereits im April neue Gelder an hart getroffene Unternehmen fließen. KMU können ihren Antrag direkt bei ihren lokalen Banken und Kreditgebern, die die Regelung in Anspruch nehmen, stellen (siehe www.access2finance.eu).

Die Kommission und die EIB-Gruppe werden noch weitere zusätzliche Maßnahmen ausarbeiten und alle ihnen zur Verfügung stehenden Instrumente nutzen, um zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie und zur Bewältigung ihrer wirtschaftlichen Folgen beizutragen.

Hintergrund

Um die 1 Mrd. Euro aus dem EU-Haushalt freisetzen zu können, haben die Kommission und die EIB-Gruppe eine Reihe von Änderungen an ihren spezifischen Vereinbarungen vorgenommen.

Der Europäische Investitionsfonds (EIF) gehört zur EIB-Gruppe (Europäische Investitionsbank-Gruppe). Seine Hauptaufgabe besteht darin, Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen in Europa durch einen leichteren Zugang zu Finanzierungen zu unterstützen. Der EIF konzipiert und entwickelt auf dieses Marktsegment zugeschnittene Instrumente für Risiko- und Wachstumskapital, Garantien und Mikrofinanzierungen und fördert damit die Ziele der EU in den Bereichen Innovation, Forschung und Entwicklung, Unternehmertum, Wachstum und Beschäftigung.

COSME ist das EU-Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und für kleine und mittlere Unternehmen für den Zeitraum von 2014 bis 2020. Seine Mittelausstattung beträgt insgesamt 2,3 Mrd. Euro. Mindestens 60 Prozent der Programmmittel sind dafür vorgesehen, europäischen KMU den Zugang zu Finanzmitteln zu erleichtern, wobei zwei Finanzinstrumente eingesetzt werden: Die COSME-Kreditbürgschaftsfazilität unterstützt Garantien und Rückgarantien für Finanzinstitute, damit diese mehr Kredite und Leasingfinanzierungen an KMU vergeben können. Die COSME-Eigenkapitalfazilität für die Wachstumsphase hilft in erster Linie KMU in der Expansions- und Wachstumsphase bei der Beschaffung von Risikokapital.

Horizont 2020 ist das EU-Programm für Forschung und Innovation. Es ist auf den Zeitraum von 2014 bis 2020 ausgelegt und mit einem Gesamtbudget von 77 Mrd. Euro ausgestattet. InnovFin – EU-Mittel für Innovatoren – bietet im Rahmen dieses Programms Finanzierungsinstrumente, die innovativen Unternehmen in ganz Europa einen einfacheren und schnelleren Zugang zu Finanzmitteln ermöglichen. Insbesondere die InnovFin-KMU-Bürgschaftsfazilität (SMEG) soll durch Garantien und Rückbürgschaften für Kreditfinanzierungen in Höhe von 25 000 bis 7,5 Mio. Euro innovativen KMU und Midcap-Unternehmen den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern. Durch die vom EIF verwaltete InnovFin-SMEG-Fazilität werden Finanzintermediäre – d. h. Banken und andere Finanzinstitute – gegen einen Teil ihrer Verluste aus Fremdfinanzierungen, die durch die Fazilität gedeckt sind, abgesichert.

Der Europäische Fonds für strategische Investitionen (EFSI) ist die Finanzierungskomponente der Investitionsoffensive für Europa, die im November 2014 ins Leben gerufen wurde, um den rückläufigen Trend bei den Investitionen umzukehren und Europa auf den Weg der wirtschaftlichen Erholung zu bringen. Sein innovativer Ansatz, der auf dem Einsatz einer EU-Haushaltsgarantie für die EIB-Gruppe beruht, ermöglicht die Mobilisierung umfangreicher öffentlicher und privater Mittel für Investitionen in strategische Sektoren der europäischen Wirtschaft. Die Investitionsoffensive für Europa hat bereits Investitionen in Höhe von mehr als 460 Mrd. Euro generiert und 1,1 Millionen Start-ups und KMU in ganz Europa unterstützt. Die aktuellen Zahlen zum EFSI, aufgeschlüsselt nach Wirtschaftszweigen und Ländern, können hier abgerufen werden.

Weitere Informationen

Koordinierte europäische Reaktion auf das Coronavirus

Website zum Coronavirus

Website der EIB

Pressekontakt: reinhard [dot] hoenighausatec [dot] europa [dot] eu (Reinhard Hönighaus), Tel.: +49 (30) 2280-2300

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
6. April 2020
Autor
Vertretung in Deutschland