Die ersten europäischen Quantencomputer werden in Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Polen und Tschechien stehen. Das hat das Europäische Gemeinsame Unternehmen für Hochleistungsrechnen (EuroHPC JU) bekannt gegeben. Sie werden vor Ort in bestehende Supercomputer integriert und bilden ein breites Netz in ganz Europa. Die geplanten Gesamtinvestitionen belaufen sich auf über 100 Millionen Euro, die zur Hälfte von der EU und zur anderen Hälfte von den 17 am Europäischen Gemeinsamen Unternehmen beteiligten Ländern aufgebracht werden. Forscher und die Industrie werden unabhängig von ihrem Standort in Europa Zugang zu diesen sechs Quantencomputern haben, die auf modernster europäischer Technologie basieren.
Margrethe Vestager, Exekutiv-Vizepräsidentin für ein Europa, das fit für das digitale Zeitalter ist, sagte: „Dies ist ein Beispiel für ein europäisches Projekt par excellence. Mit gebündelten Ressourcen und gebündeltem Know-how können wir in einem Bereich, der für die Zukunft unserer digitalen Gesellschaft von entscheidender Bedeutung ist, die Führung übernehmen. Dies trägt zu unserem Kampf gegen den Klimawandel bei. Und es ist ein wesentlicher Schritt zur Verwirklichung der Vision, in Europa eine Supercomputer- und Quantencomputer-Infrastruktur von Weltrang aufzubauen, die in der gesamten EU zugänglich ist.“
Steigende Nachfrage nach Quantencomputer-Ressourcen
Die neuen Quantencomputer werden auch der wachsenden Nachfrage nach Quantencomputer-Ressourcen und potenziellen neuen Diensten seitens der europäischen Industrie und Wissenschaft gerecht. Sie werden in der Lage sein, komplexe Probleme in Bereichen wie Gesundheit, Klimawandel, Logistik oder Energienutzung in wenigen Stunden zu lösen, statt wie die heutigen Systeme Monate und Jahre zu benötigen, und das bei einem wesentlich geringeren Energieverbrauch.
Die neuen Quantencomputer werden voraussichtlich in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 an den sechs genannten Standorten zur Verfügung stehen. Sie werden ein breites Spektrum von Anwendungen unterstützen, die für Europa von industrieller, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung sind:
- Wesentlich schnellere und effizientere Entwicklung neuer Arzneimittel durch die Schaffung eines "digitalen Zwillings" des menschlichen Körpers, mit dem beispielsweise virtuelle Arzneimitteltests durchgeführt werden können.
- Lösung komplexer logistischer und planerischer Probleme, um den Unternehmen zu helfen, Zeit und Treibstoff zu sparen.
- Die Entwicklung und Erprobung neuer Materialien wie Polymere für Flugzeuge, Katalysatoren für Autos, Solarzellen oder Raumtemperatur-Supraleiter, die Energie unbegrenzt speichern können, in einer virtuellen Umgebung.
Europäische Spitzentechnologie
Diese neuen Quantencomputer sind ein Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung unseres Ziels des digitalen Jahrzehnts, bis 2025 den ersten Computer mit Quantenbeschleunigung zu haben und bis 2030 an der Spitze der Quantenfähigkeiten zu stehen.
Es handelt sich um eine rein europäische Initiative: Diese Maschinen werden ausschließlich aus europäischer Hard- und Software bestehen und europäische Technologie nutzen, die im Rahmen von EU-finanzierten Quanteninitiativen, nationalen Forschungsprogrammen und privaten Investitionen entwickelt wurde.
Nächste Schritte
Die heutige Ankündigung ist Teil eines größeren Vorhabens, bei dem die EU an der Integration europäischer Quantencomputer und -simulatoren als Beschleuniger für ihre Supercomputer-Infrastruktur arbeitet. In Zukunft sollen weitere Quantencomputer beschafft werden. Um das Quantencomputing und insbesondere die Quantensoftware weiterzuentwickeln, plant die Kommission die Einrichtung von Exzellenzzentren für Wissenschaft und Industrie, die sich sowohl auf akademische als auch auf industrielle Anwendungsfälle für Quantencomputer und -simulatoren konzentrieren. Diese Zentren, die sich an alle Beteiligten aus der Industrie, der akademischen Welt und der breiteren Gemeinschaft der Nutzer von Quantentechnologien richten, werden eine Referenz für akademische und industrielle Quantenanwendungen sein und Organisationen in Europa in ähnlicher Weise wie die derzeitigen Exzellenzzentren für Hochleistungsrechner Dienstleistungen, Unterstützung und Bibliotheken anbieten.
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 4. Oktober 2022
- Autor
- Vertretung in Deutschland