Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat mit Blick auf die geoökonomische Entwicklung die Notwendigkeit betont, dass die EU ihre Lieferketten sowie den Zugang zu kritischen Rohstoffen sichert. Bei ihrer Keynote zum Abschluss des Berlin Global Dialogue (BGD) 2025 am Samstag kündigte sie den neuen Plan RESourceEU an:
„Die Welt von heute ist unerbittlich. Und die Weltwirtschaft ist eine völlig andere als noch vor wenigen Jahren. Europa kann nicht länger einfach so weitermachen. Diese Lektion mussten wir bei der Energie schmerzlich lernen. Wir werden bei den kritischen Rohstoffen nicht den gleichen Fehler machen. Deshalb ist es an der Zeit, einen Gang höher zu schalten und die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Ob bei Energie oder Rohstoffen, bei der Verteidigung oder beim Digitalen, Europa muss versuchen, unabhängig zu werden. Und es ist an uns, das genau jetzt zu tun.“
Auswirkungen der Ausführkontrollen Chinas auf Europa
Ursula von der Leyen verwies auf die drastische Verschärfung der Ausfuhrkontrollen für Seltene Erden und Batteriematerialien durch China und den Einfluss der Entscheidungen auf Europa: „Wir alle wissen, wie wichtig Seltene Erden für unsere Industrie sind – ob für Autos, Halbleiter oder militärisches Gerät. Die Entscheidungen, die die chinesische Regierung am 9. Oktober verkündet hat, stellen eine erhebliche Gefahr dar. Im Kern würden es diese Maßnahmen anderen Länder erheblich erschweren, einen eigenen Wirtschaftszweig für Seltene Erden aufzubauen“.
Dies gefährde die Stabilität weltweiter Lieferketten, mit unmittelbaren Auswirkungen auf europäische Unternehmen: „Wenn man bedenkt, dass wir mehr als 90 Prozent unseres Bedarfs an Magneten aus Seltenen Erden durch Einfuhren aus China decken, sieht man, welche Risiken hier für Europa und seine strategisch wichtigsten Industriesektoren bestehen. Von der Automobilindustrie bis Industriemotoren, von Verteidigung bis Raumfahrt und von KI-Chips bis Datenzentren. Kurzfristig konzentrieren wir uns darauf, Lösungen mit unserem chinesischen Gegenüber zu finden. Aber wir sind bereit, alle uns zur Verfügung stehenden Instrumente einzusetzen, wenn es notwendig wird. Und wir werden zusammen mit unseren G7-Partnern eine koordinierte Reaktion ausarbeiten.“
Neuer Plan RESourceEU
Die Kommissionspräsidentin verwies auf die strukturelle Herausforderung, vor den Europa steht: „Unsere Antwort muss dem Ausmaß der Risiken angemessen sein, denen wir auf diesem Gebiet ausgesetzt sind. Deshalb kann ich ankündigen, dass wir an einem neuen Plan RESourceEU arbeiten – nach dem Vorbild der Initiative REPowerEU, durch die es uns gelungen ist, die Energiekrise gemeinsam zu bewältigen. Ziel ist es, unserer europäischen Industrie kurz-, mittel- und langfristig den Zugang zu alternativen Quellen für kritische Rohstoffe zu sichern.“
Von der Leyen ging auf einige Details ein, konkret die Kreislaufwirtschaft und internationale Partnerschaften:
- Kreislaufwirtschaft: nachhaltiger Umgang mit Ressourcen
- Partnerschaften und Global Gateway
„Das beginnt bei der Kreislaufwirtschaft“, unterstreicht Ursula von der Leyen. „Nicht aus ökologischen Gründen. Sondern um kritische Rohstoffe aus Produkten zu nutzen, die bereits in Europa im Umlauf sind. Einige Unternehmen können bis zu 95 Prozent der kritischen Rohstoffe aus Batterien recyceln. Dadurch werden wertvolle Rohstoffe gewonnen, Abfall reduziert und ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen gefördert. Wir werden alle Möglichkeiten nutzen – von gemeinsamer Beschaffung bis zu Lagerhaltung. Wir werden Investitionen in strategische Projekte zur Herstellung und Verarbeitung kritischer Rohstoffe hier in Europa ankurbeln.“
„Wir werden die Arbeit an Partnerschaften im Bereich der kritischen Rohstoffe mit Ländern wie der Ukraine, Australien, Kanada, Kasachstan, Usbekistan, Chile oder Grönland voranbringen. Und wir werden im Rahmen von Global Gateway weltweit in Projekte investieren, von denen Europa profitieren kann. Global Gateway ist in unserem Interesse, aber auch gut für unsere Partner und unser gemeinsames weltweites Warenangebot.“
Rasch handeln, Mut zeigen, Unabhängigkeit anstreben
Abschließend bekräftigte von der Leyen, dass Europa einen Plan hat und von Partnern weltweit als verlässlicher und attraktiver Markt gesehen werde. Sie verwies auf den Abschluss diverser Handelsabkommen, mit dem Mercosur, mit Mexiko, Indonesien und der Schweiz, und den laufenden Verhandlungen mit diversen weiteren Ländern. „Diese neuen Partnerschaften werden neue aufstrebende Märkte erschließen, die wirtschaftliche Sicherheit stärken und Engpässe in unseren Lieferketten verhindern. Der Punkt hier ist: Europa muss sein geoökonomisches Gewicht zu seinem Vorteil und für seine eigenen Interessen einsetzen. Das ist letztlich der Weg, wie Europa seinen Platz in der heutigen Weltwirtschaft finden kann. Und wie es in diesem neuen Zeitalter der auf Konfrontation ausgerichteten Geoökonomie prosperieren kann. Europa hat alles, was es dazu braucht. Aber wir müssen unsere Einstellung verändern – gefragt sind rasches Handeln, Unabhängigkeit und Mut. Gemeinsam wird uns das gelingen.”
Hintergrund
Der BGD ist ein hochrangiges Forum für den Austausch über wirtschaftliche, geopolitische und gesellschaftliche Fragen mit internationalen Führungspersönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Es findet ein Mal im Jahr in Berlin statt.
Weitere Informationen:
Q&A im Presseraum der EU-Kommission am 27.10.2025
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 27. Oktober 2025
- Autor
- Vertretung in Deutschland