Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die EU ist in den vergangenen Monaten gewachsen, dieser Trend zeigt sich auch in Deutschland. Die Reaktion der EU auf die Aggression Russlands gegen die Ukraine findet weiterhin nachdrücklich Unterstützung. Das zeigt die aktuelle Eurobarometer-Umfrage vom Sommer 2022. Eine überwältigende Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger befürwortet zudem Investitionen in erneuerbare Energien und Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit der EU von russischen Energiequellen. Die Euro-Zustimmungsrate liegt auf dem bisherigen Höchststand. Die Europäer und Europäerinnen zeigen sich jedoch zunehmend besorgt über die wirtschaftliche Lage in der EU und in ihrem eigenen Land.
Die Umfrage wurde im Juni und Juli 2022 durchgeführt. Sie zeigt, dass 65 Prozent der Europäer und Europäerinnen optimistisch in die Zukunft der EU blicken — ein Anstieg um drei Punkte im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage, die vor der Aggression Russlands gegen die Ukraine im Januar/Februar dieses Jahres erfolgte.
Das positive Image der EU liegt nun mit 47 Prozent (+ 3 Prozentpunkte) auf dem höchsten Stand seit Herbst 2009; in Deutschland sind es 50 Prozent (+1). 36 Prozent der Befragten sehen die EU neutral (Deutschland: 37 Prozent) und 16 Prozent sehen sie negativ (Deutschland: 13 Prozent).
Darüber hinaus sprechen 49 Prozent der Europäerinnen und Europäer der EU ihr Vertrauen aus (+ 2 Prozentpunkte, auch in Deutschland sind es 49 Prozent), was im Fall der nationalen Regierungen EU-weit nur für 34 Prozent gilt – in Deutschland liegt auch diese Zahl bei 49 Prozent.
Zustimmung zu künftigen EU-Erweiterungen stark gestiegen
57 Prozent der Europäerinnen und Europäer und 52 Prozent der Deutschen sprechen sich für künftige Erweiterungen der EU aus – das ist EU-weit ein Anstieg um 10 Prozentpunkte, in Deutschland sind es sogar 20 Prozentpunkte mehr als im Winter 2021/22.
Reaktion auf die Invasion der Ukraine durch Russland
Ähnlich wie in den vorherigen Umfragen bekräftigen die Bürgerinnen und Bürger, dass sie die Reaktion der EU auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nachdrücklich unterstützen. Unter den Maßnahmen der EU findet die humanitäre Hilfe den größten Anklang (92 Prozent), gefolgt von der Aufnahme von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen (90 Prozent). 78 Prozent der Europäer und Europäerinnen befürworten die von der EU gegen die russische Regierung sowie gegen russische Unternehmen und Einzelpersonen verhängten Wirtschaftssanktionen. Fast sieben von zehn Befragten (68 Prozent) heißen die Finanzierung der Bereitstellung und Lieferung militärischer Ausrüstung an die Ukraine gut. Die absolute Mehrheit der Befragten ist mit der Reaktion sowohl der EU (57 Prozent) als auch ihrer nationalen Regierung (55 Prozent) zufrieden; in Deutschland sind es 58 beziehungsweise 51 Prozent.
Energie und Versorgungssicherheit
Einer überwältigenden Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger zufolge sollte die EU in erneuerbare Energien investieren (87 Prozent) und ihre Abhängigkeit von russischen Energiequellen verringern (86 Prozent), und die Gasspeicher in EU-Ländern sollten rasch aufgefüllt werden, damit im Winter eine reibungslose Gasversorgung möglich ist (86 Prozent). Darüber hinaus sind 85 Prozent der Meinung, dass eine Steigerung der Energieeffizienz die Abhängigkeit von Energieerzeugern außerhalb der EU verringern wird, und 83 Prozent der Befragten sind dafür, dass die EU-Mitgliedstaaten Energie aus anderen Ländern ankaufen, um einen besseren Preis zu erzielen. 78 Prozent geben an, dass sie kürzlich Maßnahmen ergriffen haben, um ihren Energieverbrauch zu senken, oder dass sie dies in naher Zukunft tun wollen.
Die Wirtschaft und der Euro
Die positive Wahrnehmung der europäischen Wirtschaftslage ist seit Anfang 2022 um 5 Prozentpunkte zurückgegangen und liegt nun bei 40 Prozent. Die Mehrheit der Befragten (51 Prozent, + 6 Prozentpunkte) ist der Ansicht, dass es der europäischen Wirtschaft derzeit schlecht geht. Darüber hinaus hat sich auch die positive Wahrnehmung der nationalen Wirtschaftslage um 5 Prozentpunkte auf 34 Prozent verringert, wobei 64 Prozent die Situation ihrer Volkswirtschaft als schlecht einstufen (+ 5 Prozentpunkte). Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass die Volkswirtschaft in den nächsten 12 Monaten weiter nachgeben wird (53 Prozent, + 22 Prozentpunkte).
Die Euro-Zustimmungsrate ist unterdessen einmalig hoch: Acht von zehn Befragten im Euro-Währungsgebiet (+ 3 Prozentpunkte) und 72 Prozent in der EU (+ 3 Prozentpunkte) befürworten eine europäische Wirtschafts- und Währungsunion mit einer gemeinsamen Währung, dem Euro.
Mehr als die Hälfte der Europäer (56 Prozent) ist der Ansicht, dass mit NextGenerationEU als größtem Konjunkturpaket der Union wirksam auf die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen reagiert werden kann.
Hauptsorgen der Europäerinnen und Europäer auf EU- und nationaler Ebene
Die Hauptsorgen der Europäer und Europäerinnen spiegeln die pessimistische Wahrnehmung der Wirtschaft wider.
Sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene stiegen die Werte für die Bereiche Inflation und Energieversorgung stark an und rangieren an erster bzw. zweiter Stelle. Auf die Frage nach den wichtigsten Problemen, mit denen die EU derzeit konfrontiert sei, nennt mehr als ein Drittel der Befragten „steigende Preise/Inflation/Lebenshaltungskosten“ (34 Prozent, + 10 Prozentpunkte seit Februar, jetzt an erster Stelle), in Deutschland sind es sogar 40 Prozent. EU-weit an zweiter Stelle steht die „Energieversorgung“ (28 Prozent, + 12 Prozentpunkte), in Deutschland sind es 37 Prozent, gefolgt von der „die internationalen Lage“ (ebenfalls 28 Prozent, Deutschland: 29 Prozent.).
Steigende Preise/Inflation/Lebenshaltungskosten sind auch für mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent, + 13 Prozentpunkte, Deutschland: 58 Prozent) eines der Hauptprobleme auf nationaler Ebene, gefolgt von der Energieversorgung (22 Prozent, + 11 Prozentpunkte, Deutschland: 38 Prozent). Dies überrascht nicht, da mehr als sechs von zehn Befragten (62 Prozent) angeben, dass der Krieg in der Ukraine schwerwiegende Folgen für ihre persönlichen Finanzen habe.
COVID-19
Die Bürgerinnen und Bürger sind nach wie vor positiv gegenüber der Reaktion der Mitgliedstaaten und der EU auf die Coronavirus-Pandemie eingestellt. Mehr als die Hälfte der Befragten ist zufrieden mit den Maßnahmen, die ihre Regierung und die EU zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie ergriffen haben (56 Prozent für beides). Die Zufriedenheit mit der Reaktion sowohl auf EU-Ebene als auch auf nationaler Ebene hat auch in 23 Mitgliedstaaten zugenommen. Gestiegen ist außerdem das Vertrauen in die EU, in Zukunft die richtigen Entscheidungen als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie zu treffen, was nun für mehr als sechs von zehn Befragten (63 Prozent, + 3 Prozentpunkte) der Fall ist.
Hintergrund
Die Eurobarometer-Umfrage „Sommer 2022 – Standard Eurobarometer“ (EB 97) wurde vom 17. Juni bis 17. Juli 2022 in Form persönlicher Befragungen und mit Online-Interviews durchgeführt. Insgesamt wurden in den 27 Mitgliedstaaten 26 468 EU-Bürgerinnen und EU-Bürger befragt. Informationen über Eurobarometer und alle Umfragen finden Sie auf der Website.
Weitere Informationen
Factsheets zu den Ergebnissen in den einzelnen EU-Staaten
Pressekontakt: birgit [dot] schmeitznerec [dot] europa [dot] eu (Birgit Schmeitzner), Tel.: +49 (30) 2280-2300 und gabriele [dot] imhoffec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.
Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageerlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 6. September 2022
- Autor
- Vertretung in Deutschland