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Vertretung in Deutschland
Presseartikel1. Juni 2022Vertretung in DeutschlandLesedauer: 4 Min

Kommissions-Bericht zeigt Fortschritte im Kampf gegen Überfischung und beleuchtet Folgen des russischen Kriegs für die EU-Fischereiflotte

Das Bild zeigt ein Boot.
European Communities 2002

Die Überfischung in europäischen Gewässern geht zurück, allerdings bedarf es noch weiterer Anstrengungen zum Schutz der Meeresressourcen. Durch den Krieg Russlands in der Ukraine könnte die EU-Fischereiflotte zudem Einbußen von 300 Mio. Euro verzeichnen. Das zeigt eine heute (Mittwoch) veröffentlichte jährliche Mitteilung der EU-Kommission zur EU-Fischereipolitik, die auch Leitlinien für das kommende Jahr umfasst. Der zuständige EU-Kommissar Virginijus Sinkevičius sagte: „Nach jahrelangen Bemühungen sind nun gute Ergebnisse zu verzeichnen: mehr Fische im Meer, die bis zur Reife heranwachsen, reduzierter Treibstoffverbrauch beim Fischfang und geringere Umweltauswirkungen dank fortgeschrittener Techniken. Unter den Fischern und Fischerinnen, insbesondere in der jüngeren Generation, gibt es nun ein verstärktes Bewusstsein und eine größere Bereitschaft, wissenschaftlichen Empfehlungen sowohl hinsichtlich der Fangmenge als auch der zu schützenden empfindlichen Arten zu folgen.“

Er sagte weiter: „Wir müssen unsere Anstrengungen in allen Gebieten, vor allem aber in der Ostsee und im Mittelmeer, fortsetzen und beim Schutz empfindlicher Arten und Lebensräume bessere Ergebnisse erzielen. Ich zähle auf die Unterstützung der Industrie und der Mitgliedstaaten, um dies zu erreichen.“

Erstmals weisen die Bestände im Nordostatlantik im Durchschnitt ein Niveau auf, das in Zukunft den höchstmöglichen Dauerertrag ermöglicht („maximum sustainable yield“, MSY). Im Mittelmeerraum hat sich die Lage verbessert, aber es bleibt immer noch viel zu tun. In der Ostsee werden das normale Wachstum und die normale Reproduktion von Fischen aufgrund des durch die Eutrophierung bedingten niedrigen Sauerstoffgehalts im Wasser behindert und es wurden Schutzmaßnahmen getroffen.

Prioritäten für 2023

In ihrer heutigen Mitteilung legte die Kommission ihre Agenda für das nächste Jahr dar:

  • Besseres Fischereimanagement im Mittelmeerbecken, auf der Grundlage der Erfolge im westlichen Mittelmeer und im Adriatischen Meer
  • Korrekte Umsetzung der Anlandeverpflichtung
  • Bessere Erhebungsdaten zwecks Verbesserung der wissenschaftlichen Beratung und der Wirtschaftsanalysen
  • Mehr Maßnahmen zum Schutz der Meeresökosysteme

Im Einklang mit den für 2023 festgelegten Prioritäten gilt es für die Mitgliedstaaten nicht nur, die Einhaltung der Anlandeverpflichtung verstärkt durchzusetzen und zu kontrollieren - sie müssen auch dafür sorgen, durch Vermeidung unerwünschter Fänge Rückwürfe zu unterbinden. Insbesondere sollten sie geeignete moderne Kontrollinstrumente wie elektronische Fernüberwachungssysteme einsetzen, die das wirksamste und kostengünstigste Mittel zur Kontrolle der Anlandeverpflichtung auf See sind. Die Kommission wird im Jahr 2022 weiterhin mit dem Europäischen Parlament und dem Rat zusammenarbeiten, um eine Einigung über die überarbeitete Fischereikontrollregelung zu erzielen, die den Einsatz solcher Instrumente erleichtern kann.

Die Kommission wird weiterhin auf die Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele in allen Bereichen hinarbeiten, auch in Partnerschaft mit Nachbarländern wie dem Vereinigten Königreich und Norwegen, und in Kürze einen Aktionsplan zur Erhaltung der Fischereiressourcen und zum Schutz der Meeresökosysteme veröffentlichen.

Krieg in der Ukraine: drohende Gewinnverluste von 300 Mio. Euro für die Fischereiflotte der EU-27 wegen gestiegener Kosten

Der Jahresbericht zeigt auch, dass die Fischerei in der EU in den letzten Monaten mit großen Herausforderungen konfrontiert war. Die Preise für Schiffstreibstoffe haben sich nach der grundlosen und ungerechtfertigten Invasion Russlands der Ukraine fast verdoppelt, was die Fischereitätigkeit beeinträchtigt hat. Fischereien in der Nähe der Ukraine wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. Zudem haben manche Betriebe die Fangtätigkeit wegen der hohen Betriebskosten vorübergehend eingestellt. Bleiben die Energiepreise auf dem derzeitigen Niveau, dürfte die Fischereiflotte der EU-27 vorläufigen Zahlen zufolge bei den Betriebserträgen Einbußen von insgesamt 300 Mio. Euro erleiden.

Die Europäische Union hat es Fischereibetrieben erleichtert, die Krisenhilfe im Rahmen des Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF) in Anspruch zu nehmen. Zudem hat sie einen befristeten Krisenrahmen für staatliche Beihilfen zur Unterstützung des Fischerei-, Aquakultur- und Verarbeitungssektors angenommen. Die Kommission hat ein zusätzliches Unterstützungspaket über eine Änderung des Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) vorgeschlagen, das nun dem Ministerrat und dem Europäischen Parlament zur Genehmigung vorliegt.

Nächste Schritte

Mitgliedstaaten, Beiräte, Fischereiwirtschaft, Nichtregierungsorganisationen und interessierte Bürgerinnen und Bürger können zwischen Juni und Ende August an einer öffentlichen Konsultation teilnehmen und ihre Ansichten zu den Fangmöglichkeiten für 2023 darlegen.

Nach der Konsultation wird die Kommission ihre Vorschläge für die Fangmöglichkeiten für 2023 im Atlantik, in der Nord- und Ostsee sowie im Mittelmeer und im Schwarzen Meer vorlegen. Die Vorschläge tragen den Mehrjahresplänen Rechnung und stützen sich auf wissenschaftliche Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) und anderer unabhängiger Gremien sowie auf die wirtschaftliche Analyse des Wissenschafts-, Technik- und Wirtschaftsausschusses für Fischerei (STECF).

Die Vorschläge werden auch Anpassungen aufgrund der Umsetzung der Anlandeverpflichtung enthalten. Schließlich wird der Rat der Fischereiminister der Europäischen Union die Vorschläge der Kommission erörtern und die Aufteilung der Fangmöglichkeiten festlegen.

Weitere Informationen:

Vollständige Pressemitteilung (deutsche Übersetzung folgt)

Mitteilung der Kommission: „Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Fischerei in der EU: Sachstand und Orientierungslinien für 2023“

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske). Tel.: +49 (0) 30 2280-2190. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
1. Juni 2022
Autor
Vertretung in Deutschland