Jessika Roswall, EU-Kommissarin Umwelt, resiliente Wasserversorgung und wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft, hat in einer Grundsatzrede auf dem Global Solutions Summit in Berlin dazu aufgerufen, die Beziehung zwischen Wirtschaft und Natur grundlegend neu zu denken. Die Zerstörung der Natur zu stoppen sei eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Um diese zu bewältigen, können Naturgutschriften – sogenannte nature credits - eine wichtige Rolle spielen. Roswall sagte: „Wir brauchen ein Preisschild für die Wiederherstellung der Natur.“
Neue Win-Win-Situationen schaffen
Die EU habe sich verpflichtet, 10 Prozent ihres Haushalts von 2021 bis 2027 für die biologische Vielfalt zu investieren. „Aber angesichts des Finanzierungsbedarfs wird die öffentliche Finanzierung nicht ausreichen. (…) Gleichzeitig sehen wir ein zunehmendes Interesse von Bäuerinnen und Bauern, Forstwirten und Naturschützern daran, externe Investoren zu gewinnen. Unternehmen und Investoren wollen aktiv werden und einen Beitrag zur Finanzierung der Natur leisten. Sie alle sehen die Möglichkeit, neue Win-Win-Situationen zu schaffen. Hier kommen Naturgutschriften ins Spiel.“ Diese Gutschriften böten Einnahmen für diejenigen, die Maßnahmen zum Schutz der Natur ergreifen.
Erfahrungen des Emissionshandels nutzen
20 Jahre Erfahrung mit CO2-Märkten zeigten, dass wir einen Markt für die Wiederherstellung unseres Planeten schaffen können, führte Roswall aus. Jedoch gebe es mindestens drei Herausforderungen:
- Zum einen sei dies die Frage der Quantifizierung der Natur, also wie Biodiversität gemessen und verglichen werden kann. Dazu gebe es bereits viel Forschung und fortgeschrittene Technologie, die schon jetzt zum Einsatz kommen. „Die Arbeiten bei den Vereinten Nationen und in der Europäischen Kommission sind im Gange, um einen globalen Standard für Naturgutschriften schaffen. Denn diese müssen wirkliche Naturgutschriften sein, die keinen Raum Greenwashing lassen“, betonte die Kommissarin.
- Zweitens brauche es eine Infrastruktur, damit diese Gutschriften auf einem Marktplatz gehandelt werden können. Auch hier gebe es Programme und Projekte in Europa und auf der ganzen Welt. „Wir arbeiten intensiv mit unseren Mitgliedstaaten an einigen dieser Pilotprojekte“, sagte Roswall.
- Sie betonte zudem: „Drittens, und am wichtigsten, gibt es keinen Markt ohne Geld und diejenigen, die bereit sind, kontinuierlich zu zahlen und zu investieren.“ Sie sei optimistisch, dass es ein klares wirtschaftliches Argument für die Erhaltung und Wiederherstellung der Natur gebe. „Im Euroraum sind 75 Prozent aller Unternehmen, die Kredite aufnehmen wollen, direkt von einen oder mehreren Ökosystemleistungen abhängig.“ Risikoabschläge stiegen mit Blick auf Extremwetterereignisse und die Auswirkungen des Klimawandels.
Kommission will verschiedene Akteure zum Thema zusammenbringen
Um Naturgutschriften zu entwickeln, müssten die verschiedenen Stakeholder zusammengebracht werden. „Als Europäische Kommission werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um dies zu erleichtern. So einfach wie möglich, ohne unnötigen Verwaltungsaufwand, der den business case für Naturgutschriften schmälern würde.“
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 5. Mai 2025
- Autor
- Vertretung in Deutschland