Zum heutigen EU-Bio-Tag 2024 hat die Europäische Kommission die Preisträgerinnen und Preisträger der inzwischen zum dritten Mal verliehenen EU-Bio-Preise bekanntgegeben. Acht Auszeichnungen sind es insgesamt, zwei davon gehen nach Deutschland. Die ausgezeichneten Projekte – und die Menschen hinter ihnen – zeigen, wie Bio-Landwirtschaft und -Produktion innovative Wertschöpfungsketten und neue Beschäftigungsmöglichkeiten in ländlichen Gebieten schaffen können. Sie präsentieren nachhaltige und inspirierende Projekte in der gesamten ökologischen Wertschöpfungskette in Europa.
Eine Inspiration für andere
Landwirtschaftskommissar Janusz Wojciechowski gratulierte den Ausgezeichneten: „Sie sind eine Inspiration und tragen zur Entwicklung des Bio-Landbaus und seiner Attraktivität für die Verbraucherinnen und Verbraucher bei.“ Der Kommissar benannte verschiedene Aspekte, für die Gewinnerinnen und Gewinner stehen: „Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Agrar- und Lebensmittelsystem, Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel und Unterbrechungen der Lieferketten, Schaffung von Möglichkeiten für Kleinlandwirte, Junglandwirte und weibliche Landwirte sowie Vernetzung lokaler Gemeinschaften durch kurze Versorgungsketten und Biobezirke.“
Die beiden deutschen Preisträger
- Bester Bio-Landwirt ist der deutsche Gemüsebauer Benny Schöpf. Er koordiniert den Anbau des größten genossenschaftlich organisierten Landwirtschaftsbetriebes in Deutschland, dem Kartoffelkombinat. Die Genossenschaft hat ihren Sitz in Bayern, zwischen Augsburg und München. Die wöchentliche Versorgung von 2300 Haushalten mit Bio-Gemüse setzt den Schwerpunkt auf faire Arbeitsbedingungen und nachhaltige Verfahren und fördert ein alternatives landwirtschaftliches Wirtschaftssystem.
- Der Preis Beste Bio-Stadt geht an BioStadt Bremen. Da mehr als 30 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Bio-zertifiziert sind, fördert die Stadt nachhaltige Lebensmittelsysteme durch Gemeinschaftsprojekte und innovative Landwirtschaftsinitiativen, die die Bürgerinnen und Bürger in die Lage versetzen, den lokalen Wandel voranzutreiben. Die BioStadt Bremen arbeitet daran, das gesamte kommunale Catering in Schulen, Kinderkrippen und Krankenhäusern bis zum Jahr 2025 zu 100 Prozent auf Bio umzustellen.
Details zu den weiteren diesjährigen Gewinnern
- Zur besten Bio-Landwirtin wurde Reinhilde Frech-Emmelmann in Österreich gekürt. Sie hat im Jahr 1998 in St. Leonhard am Hornerwald die ReinSaat GmbH gegründet, und zwar als biodynamischen Demeterbetrieb. Der Hof im Bundesland Niederösterreich ist spezialisiert auf ökologisches und GVO-freies Saatgut mit über 800 kernresistenten Sorten. Das fördert die biologische Vielfalt und eine nachhaltige Landwirtschaft in ganz Europa.
- Der Preis für die beste Bio-Region geht an das finnische Südsavo. Über 40 Jahre wurde in dieser Region über die Zusammenarbeit von mittlerweile 200 bäuerlichen Bio-Betrieben, Forscherinnen und Forschern und lokalen Behörden eine starke ökologische Landwirtschaftskultur aufgebaut. Es werden nachhaltige Verfahren gefördert, um die Wasserqualität und die biologische Vielfalt zu erhalten. In Südsavo hat auch das finnische Bioforschungsinstitut seinen Sitz.
- Beste Bio-Landschaft ist der Biobezirk Sörmland in Schweden, südlich von Stockholm. Er ist seit den 1940er Jahren ein Vorreiter im ökologischen Landbau, in dem u.a. landwirtschaftliche Betriebe, Lebensmittelverarbeiter und Restaurants zusammenkommen. 20 Prozent der Anbauflächen sind Bio-Flächen, der Landkreis fördert lokale Bio-Produkte, nachhaltigen Tourismus und sensibilisiert für die gesundheitlichen Vorteile von Bio-Lebensmitteln.
- Bestes Bio-Lebensmittel verarbeitendes KMU ist die italienische Kooperative Gino Girolomoni Cooperativa Agricola. Diese Genossenschaft, ansässig in der Region Marken, ist auf die Herstellung ökologischer Teigwaren spezialisiert und setzt den Auftrag ihres Gründers Gino Girolomoni fort. Mit 80 Hektar ökologisch/biologisch bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen und Anlagen, die mit Energie aus erneuerbaren Quellen betrieben werden, werden jährlich 9 Millionen Tonnen Teigwaren erzeugt. Dadurch werden mehr als 300 Landwirte und 60 lokale Arbeitskräfte unterstützt.
- Bester Bio-Lebensmitteleinzelhändler ist SAiFRESC in Spanien. Das Unternehmen wurde 2011 von drei Landwirten gegründet, hat den Übergang zum ökologischen Landbau vollzogen und die Landwirtschaft in der Huerta de Valencia neu belebt. Mit 30 Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche produzieren sie 70 Bio-Erzeugnisse, verkaufen 90 Prozent ihrer Ernte vor Ort und verringern den Umfang an Verpackung. Die Initiative fördert die Kreislaufwirtschaft und bietet Bildungsworkshops zum Bio-Landbau an.
- Bestes Bio-Restaurant/Gastronomie ist die 2014 gegründete schwedische Restaurantkette Kalf & Hansen. Rune und Fabian Kalf-Hansen bieten zu 100 Prozent saisonale nordische Bio-Küche an, und zwar in zwei Restaurants, über Catering-Dienstleistung sowie Bio-Mahlzeiten in schwedischen Zügen. Sie priorisieren lokale Beschaffung, Nachhaltigkeit und erschwingliche Preise, um enge Beziehungen zu lokalen Erzeugern aufzubauen.
Fast 100 Bewerbungen, 24 waren in der engeren Wahl
Für die diesjährige Ausgabe der EU-Bio-Preise gingen fast 100 Bewerbungen aus der gesamten EU ein, 24 Bewerber aus 11 Ländern kamen in die engere Wahl. Es werden insgesamt acht Auszeichnungen in sieben Kategorien vergeben für innovative, nachhaltige und inspirierende Projekte, die einen erheblichen Mehrwert für die ökologische/biologische Produktion und den ökologischen/biologischen Verbrauch erbringen.
Die EU-Bio-Preise werden gemeinsam von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss, dem Europäischen Ausschuss der Regionen, COPA-COGECA (Zusammenschluss der beiden großen landwirtschaftlichen Dachorganisationen) und IFOAM Organics Europe (Internationale Vereinigung der ökologischen Landbaubewegungen) organisiert. In der Jury sind auch Europäisches Parlament und der Rat vertreten.
Hintergrund
Der EU-Bio-Tag wurde 2021 vom Europäischen Parlament, dem Rat und der Europäischen Kommission ins Leben gerufen. Durch die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel mit geringen Umweltauswirkungen spielt der Bio-Landbau eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung eines nachhaltigen Lebensmittelsystems für die EU. Im Anschluss an den EU-Aktionsplan zur Förderung der ökologischen/biologischen Produktion in der EU, der 2021 angenommen wurde, arbeitet die Kommission daran, die Vorteile dieser Produktion weiter zu fördern.
Die Strategiepläne im Rahmen der derzeitigen gemeinsamen Agrarpolitik bieten mehr finanzielle Unterstützung – 14,7 Milliarden Euro von 2023 bis 2027 – für EU-Landwirte, die dauerhaft auf Bio-Landbau umstellen. Fast alle Mitgliedstaaten verfügen nun erstmals über umfassende Produktionsstrategien für diesen Bereich.
Zwischen 2012 und 2022 stieg der Anteil der gesamten ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche der EU von 5,9 Prozent auf geschätzte 10,5 Prozent. Dies entspricht einem geschätzten Anstieg um 7,4 Millionen Hektar. In den vergangenen Jahren hat sich der Markt für Bio-Produkte trotz Herausforderungen, insbesondere der hohen Nahrungsmittelinflation und des Anstiegs der Energiekosten, bemerkenswert gehalten. Der gesamte Bio-Einzelhandel in der EU stieg von 38,6 Milliarden Euro im Jahr 2019 auf 45,0 Milliarden Euro im Jahr 2022 (mit einem Höchststand von 46,3 Milliarden Euro im Jahr 2021). Die EU ist nach den USA der zweitgrößte Markt für Bio-Erzeugnisse.
Weitere Informationen
EU-Aktionsplan zur Förderung von Bio-Produktion (Informationsblatt)
Bürgerdialog zum Öko-Landbau 2014-2022
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 23. September 2024
- Autor
- Vertretung in Deutschland