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Vertretung in Deutschland
  • Presseartikel
  • 23. April 2018
  • Vertretung in Deutschland
  • Lesedauer: 4 Min

Eurobarometer zu sozialer Fairness: 92 Prozent der Deutschen halten Einkommensunterschiede für zu groß

84 Prozent der Europäer sind der Ansicht, dass die Einkommensunterschiede in ihren Ländern zu groß sind. Die Spanne reicht von 96 Prozent in Portugal und 92 Prozent in Deutschland bis zu 59 Prozent in den Niederlanden. In allen Ländern außer Dänemark...

Die wichtigsten Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage betreffen Bildung, Einkommen, sozialen Status und Intergenerationenmobilität:

  • Mehr als die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass alle Menschen die gleichen Chancen haben, voranzukommen (58 Prozent). Hinter dieser Zahl verbergen sich jedoch erhebliche regionale Unterschiede: Der Aussage stimmen in Dänemark 81 Prozent, in Griechenland aber nur 18 Prozent zu. In Deutschland sind 70 Prozent der Befragten dieser Ansicht.
  • Die Befragten sind weniger optimistisch, was die Gerechtigkeit in bestimmten Bereichen anbelangt. Nur 39 Prozent der Befragten europaweit sind zuversichtlich, dass die Gerechtigkeit stets die Oberhand über die Ungerechtigkeit gewinnt, in Deutschland teilen 44 Prozent diese Meinung. Noch pessimistischer sieht es bei der Frage aus, ob politische Entscheidungen konsequent bei allen Bürgerinnen und Bürgern angewandt werden: Nur 32 Prozent stimmen dieser Aussage zu (Deutschland: 55 Prozent), 48 Prozent verneinen dies (Deutschland: 29 Prozent). Tendenziell haben besser ausgebildete, jüngere und wohlhabendere Menschen eher den Eindruck, dass Gerechtigkeit herrscht.
  • 90 Prozent der befragten Deutschen betrachten sich allgemein als glücklich, 80 Prozent als gesund, europaweit sehen sich 83 Prozent als glücklich und 78 Prozent als gesund.
  • Weniger als die Hälfte der Befragten (46 Prozent) glauben, dass sich die Chancengleichheit im Vergleich zu vor 30 Jahren verbessert hat (mehr als 70 Prozent in Malta, Finnland und Irland, in Deutschland 54 Prozent, aber weniger als 25 Prozent in Kroatien, Frankreich und Griechenland).
  • Insgesamt halten 47 Prozent der Europäerinnen und Europäer die Globalisierung für eine gute Sache (Deutschland: 60 Prozent). 39 Prozent stehen der Einwanderung in ihrem Land positiv gegenüber (Deutschland: 46 Prozent), 33 Prozent lehnen sie dagegen ab (Deutschland: 26 Prozent).

Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, der auch für die Gemeinsame Forschungsstelle zuständig ist, sagte dazu: „Gerechtigkeit ist ein wesentlicher Bestandteil beim Aufbau eines widerstandsfähigeren, durch Zusammenhalt geprägten Europas. Unsere Initiativen in diesem Bereich müssen sich auf fundierte Erkenntnisse stützen, gleichzeitig aber auch die Werte und Wahrnehmungen der Europäerinnen und Europäer berücksichtigen. Ich bin stolz darauf, dass die Arbeit der JRC unseren Kenntnisstand in diesen beiden Bereichen verbessert und damit einen wichtigen Beitrag zu unseren Bemühungen zur Schaffung eines besseren Europas für die Zukunft leistet.“

Der Präsident der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, machte Fairness in der EU zu einem der Eckpfeiler seiner politischen Prioritäten. Um diese Bemühung durch wissenschaftliche Daten zu untermauern, erstellte der wissenschaftliche Dienst der Kommission, die Gemeinsame Forschungsstelle (JRC), im vergangenen Jahr ihren ersten Bericht über die soziale Gerechtigkeit. Die Ergebnisse des heute veröffentlichten Eurobarometer Spezial leisten einen Beitrag zur Behandlung weitergehender Fragen der empfundenen Ungerechtigkeit in den Bereichen Beschäftigung, Bildung, Gesundheit und in der Gesellschaft insgesamt.

Die JRC wird auf der Grundlage der Umfragedaten und der neusten wissenschaftlichen Erkenntnisse die Wissensbasis ausbauen, um die EU-Maßnahmen zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft zu unterstützen. 2019 wird sie eine Reihe von Kurzberichten sowie die zweite Ausgabe des Berichts über die soziale Gerechtigkeit veröffentlichen.

Hintergrund

Der Eurobarometer Spezial 471 „Gerechtigkeit, Ungleichheit und Intergenerationenmobilität“ wurde in Form persönlicher Befragungen vom 2. bis 11. Dezember 2017 durchgeführt. Insgesamt wurden 28.031 Personen in den 28 Mitgliedstaaten der EU befragt.

Im ersten Bericht der JRC wurden Daten und Statistiken daraufhin untersucht, welche Auswirkungen Einkommensungleichheit, familiärer Hintergrund und Wohnort auf die Chancengleichheit in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Arbeitsmarkt sowie auf die Wahrnehmungen und Einstellungen der Menschen haben. Die JRC hat auch eine praxisorientierte Gemeinschaft (Community of Practice) zum Thema Gerechtigkeit eingerichtet, die politische Entscheidungsträger der EU mit Wissenschaftlern und Forschern, die sich mit Fragen der Gerechtigkeit befassen, zusammenführt.

Im Rahmen der Europäischen Säule sozialer Rechte hat die Kommission einige legislative und politische Initiativen zu diesem Thema vorgelegt, wie einen Vorschlag zur Verbesserung der Gleichstellung von Frauen und Männern durch Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für erwerbstätige Eltern, sowie Vorschläge zur Schaffung transparenterer und verlässlicherer Arbeitsbedingungen und zum Zugang zum Sozialschutz für alle.

Um das volle Potenzial von Bildung und Kultur als Antriebskräfte für soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und Beschäftigung zu nutzen, arbeitet die Kommission mit einer Reihe von Initiativen in den Bereichen Bildung, Jugend und Kultur darauf hin, bis 2025 einen Europäischen Bildungsraum zu schaffen. Ihr im Januar vorgelegtes erstes Maßnahmenpaket umfasste einen Vorschlag zur Stärkung der inklusiven Bildung, um eine hochwertige Bildung für alle Schülerinnen und Schüler zu fördern.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Eurobarometer Spezial: Wie ist es nach Meinung der Europäerinnen und Europäer um die Gerechtigkeit in der EU bestellt?

Eurobarometer, Bericht und länderspezifische Datenblätter

Factsheet Gemeinsame Forschungsstelle

Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle über soziale Gerechtigkeit (2017)

Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffatec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
23. April 2018
Autor
Vertretung in Deutschland