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Vertretung in Deutschland
  • Pressemitteilung
  • 5. Juli 2023
  • Vertretung in Deutschland
  • Lesedauer: 8 Min

Nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen: Kommission macht Vorschläge zu Bodengesundheit, neuer Gentechnik, Saatgut und Lebensmittel- und Textilabfällen

Ein Piktogram auf einem auf einem hellblauen Hintergrund, bestehend aus einem weißen Kreis in dem sich verschiedene kleine Darstellungen befinden. Im oberen Bereich des Kreises ist ein Trecker, im unteren Bereich ein Fisch.

Die Europäische Kommission will die Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelsysteme und der Landwirtschaft in der EU stärken. Sie hat dafür ein Maßnahmenpaket für die nachhaltige Nutzung der wichtigsten natürlichen Ressourcen vorgelegt. Es umfasst eine Richtlinie zur Bodenüberwachung, Vorschläge zur Regulierung neuer genomischer Verfahren, eine Verordnung zu pflanzlichem und forstlichem Saatgut und EU-Ziele zur Verringerung von Lebensmittel- und Textilabfällen.

Frans Timmermans, Exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission für den europäischen Grünen Deal, sagte: „Vor fast zwei Jahren haben wir das Paket „Fit für 55“ vorgelegt, um die Klimakomponente des Grünen Deals umzusetzen. Heute ergänzen wir unsere früheren Vorschläge zur Wiederherstellung der Natur und zur Reduzierung des Einsatzes chemischer Pestizide im Sinne der Naturkomponente des Grünen Deals. Die Vorschläge sind eng miteinander verknüpft und dienen außerdem der Bekämpfung des Klimawandels: Gesunde Böden absorbieren mehr CO2, speichern mehr Wasser und schützen besser vor Dürren. Indem wir die sichere Verwendung von neuen genomischen Verfahren ermöglichen, erhalten Landwirte Zugang zu resilienteren Pflanzen, die weniger Pestizide brauchen.“

Stella Kyriakides, Kommissarin für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, erklärte: „Wir wollen unseren Landwirten die notwendigen Instrumente an die Hand geben, um gesunde und sichere Lebensmittel zu erzeugen, die klimaresistent und umweltfreundlich sind. Dazu gehören Regeln für die Verwendung neuer genomischer Verfahren und modernisierte Vorschriften für Saatgut für die Land- und Forstwirtschaft, die Vielfalt, nachhaltige Verfahren, Ernährungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der EU fördern sollen.“

Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, ergänzte:

Heute verleihen wir dem europäischen Grünen Deal – im wahrsten Sinne des Wortes – Bodenhaftung. Mit unserem Vorschlag für die allerersten EU-Rechtsvorschriften für gesunde Böden machen wir Europa krisenbeständiger und sichern die Zukunft unserer Landwirte, Landbesitzer sowie der gesamten Bevölkerung. Wir führen eine Rechtsdefinition gesunder Böden ein und schaffen die Möglichkeit, Daten zum Zustand der Böden zu erheben. Nachhaltige Bodenbewirtschaftung wird zur Norm, und kontaminierte Böden gehören der Vergangenheit an. Nur auf gesunden Böden kann eine gesunde Zukunft gedeihen.”

Neue EU-Vorschriften zur Aufwertung des Bodens und seiner Ressourcen

60 bis 70 Prozent der Böden in der EU sind aktuell nicht gesund. Zudem fällt jedes Jahr eine Milliarde Tonnen Boden der Erosion zum Opfer; das bedeutet, dass der verbleibende fruchtbare Oberboden schnell verschwindet. Die Kosten der Bodenverschlechterung werden auf über 50 Milliarden Euro jährlich geschätzt.

Mit dem Vorschlag für die ersten EU-Vorschriften zu diesem Thema werden eine harmonisierte Definition des Begriffs der Bodengesundheit und ein umfassender und kohärenter Überwachungsrahmen eingeführt und die nachhaltige Bodenbewirtschaftung und die Sanierung kontaminierter Standorte gefördert. Es werden mehrere Quellen von Bodendaten zusammengeführt, indem die Daten der Flächenstichprobenerhebung über die Bodennutzung/-bedeckung (LUCAS) mit Copernicus-Satellitendaten sowie Daten aus öffentlichen und privaten Quellen kombiniert werden. Das übergeordnete Ziel besteht darin, die Böden in der EU im Einklang mit dem Null-Schadstoff-Ziel bis 2050 in einen gesunden Zustand zu versetzen.

Bodendaten werden Innovation sowie technologische und organisatorische Lösungen vor allem in Bezug auf landwirtschaftliche Verfahren unterstützen. Sie werden Landwirten und anderen Landbesitzern dabei helfen, die am besten geeigneten Behandlungsmethoden umzusetzen, um die Bodenfruchtbarkeit und die Erträge zu verbessern und zugleich den Wasser- und Nährstoffverbrauch zu senken. Außerdem verbessern die Bodendaten das Verständnis von Trends in Bezug auf Dürren, Wasserretention und Erosion, was zur Stärkung der Katastrophenvorsorge und des Katastrophenmanagements beiträgt. Gesunde Böden und bessere Daten eröffnen Landwirten und Bodenbewirtschaftern zusätzliche Einkommensquellen, wie beispielsweise Vergütungen für Carbon Farming, Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen oder den gesteigerten Wert gesunder Böden und der darauf erzeugten Lebensmittel. Der Vorschlag bringt keine neuen unmittelbaren Verpflichtungen für Landbesitzer und Bodenbewirtschafter wie Landwirte mit sich.

Die Mitgliedstaaten werden positive und negative Verfahren für die Bodenbewirtschaftung festlegen. Sie werden außerdem auf der Grundlage nationaler Bewertungen der Bodengesundheit Regenerierungsmaßnahmen definieren, um geschädigte Böden wieder in einen gesunden Zustand zu versetzen. Diese Bewertungen werden auch in andere Politikbereiche der EU, wie LULUFC, GAP und Wasserwirtschaft, einfließen.

Gemäß dem Vorschlag werden die Mitgliedstaaten verpflichtet, durch Bodenverunreinigungen verursachte inakzeptable Risiken für die menschliche Gesundheit und die Umwelt nach dem Verursacherprinzip zu beseitigen. Die Mitgliedstaaten müssen verunreinigte Standorte ermitteln, untersuchen, bewerten und sanieren.

Fragen und Antworten zu den Vorschlägen zur Bodengesundheit hier.

„Grüne Gentechnik“: Resilientere Lebensmittelsysteme dank neuer genomischer Verfahren

Landwirte und Züchter benötigen Zugang zum neuesten Stand der Innovation. Dank neuer Technologien wird die Resilienz der Landwirtschafts- und Forstflächen erhöht und Ernten werden vor den Auswirkungen des Klimawandels, des Verlustes der Artenvielfalt und der Umweltzerstörung geschützt. Neue genomische Verfahren (NGT) sind innovative Instrumente, die die Nachhaltigkeit und die Widerstandsfähigkeit unseres Lebensmittelsystems erhöhen können. Sie ermöglichen die Entwicklung verbesserter Pflanzensorten, die klima- und schädlingsresistent sind, weniger Düngemittel und Pestizide brauchen und ertragreicher sind. Dadurch können der Einsatz und die Risiken von chemischen Pestiziden halbiert und die Abhängigkeit der EU von Agrarimporten verringert werden.

In den meisten Fällen lassen sich mit diesen neuen Verfahren gezieltere, präzisere und schnellere Veränderungen erzielen als mit konventionellen Züchtungsverfahren wie der Saatgutauswahl oder der Kreuzungszucht, wobei in beiden Fällen die gleichen Pflanzen entstehen.

Gemäß dem Vorschlag

  • werden zwei Kategorien von mit NGT gewonnenen Pflanzen eingeführt: NGT-Pflanzen, die mit in der Natur vorkommenden oder konventionellen Pflanzen vergleichbar sind, und stärker modifizierte NGT-Pflanzen;
  • werden für beide Kategorien unterschiedliche Anforderungen in Bezug auf das Inverkehrbringen gelten, die die jeweiligen Merkmale und Risikoprofile berücksichtigen: Pflanzen der ersten Kategorie müssen gemeldet werden, Pflanzen der zweiten Kategorie den umfassenderen Prozess der GVO-Richtlinie durchlaufen;
  • werden Anreize geschaffen, um die Entwicklung von Pflanzen stärker auf Nachhaltigkeit auszurichten;
  • wird Transparenz bei allen NGT-Pflanzen auf dem EU-Markt (z. B. durch Saatgut-Kennzeichnung) gewährleistet;
  • wird eine konsequente Überwachung der wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen von NGT-Produkten sichergestellt.

Fragen und Antworten zum Vorschlag zu neuen genomischen Techniken hier, den Vorschlag selbst gibt es hier.


Nachhaltigeres und vielfältigeres pflanzliches und forstliches Saatgut

Der europäische Saatgutsektor ist der größte Exporteur auf dem globalen Saatgutmarkt: er umfasst 20 Prozent des Weltmarkts mit einem geschätzten Wert von 7-10 Milliarden Euro und 7000, meist größtenteils kleinen und mittleren, Unternehmen. Das Recht muss mit den Entwicklungen in der Wissenschaft Schritt halten. Mit diesem Vorschlag werden die geltenden Regeln, die teilweise älter als 50 Jahre sind, aktualisiert und vereinfacht.

Der Vorschlag für eine Verordnung über die Erzeugung und das Inverkehrbringen von pflanzlichem und forstlichem Vermehrungsgut wird die Vielfalt und Qualität von Saatgut, Stecklingen und anderem Pflanzenvermehrungsmaterial erhöhen. Indem Pflanzensorten durch Nachhaltigkeitstests (z. B. auf Krankheitsresistenz) zukunftssicher gemacht werden, werden stabile Erträge garantiert. Das Saatgut wird besser an die Belastungen durch den Klimawandel angepasst und zum Erhalt der genetischen Vielfalt von Kulturpflanzen und zur Ernährungssicherheit beitragen. Mit dem Vorschlag werden der Verwaltungsaufwand verringert und die Effizienz und Wirksamkeit der Registrierungs- und Zertifizierungssysteme gesteigert.

In Bezug auf forstliches Vermehrungsgut werden wir helfen sicherzustellen, dass der richtige Baum am richtigen Platz gepflanzt wird, um die Wälder besser gegen den Klimawandel zu wappnen. Durch Baumzüchtung können die Wälder schneller an den Klimawandel angepasst werden, und ihre Produktivität wird in Zukunft weiter gesichert.

Fragen und Antworten zu dem Vorschlag hier.

Verringerung von Lebensmittel- und Textilabfällen

Jedes Jahr landen fast 59 Millionen Tonnen Lebensmittel in der EU im Müll (131 Kilogramm/Einwohner), was einem Marktwert von schätzungsweise 132 Milliarden Euro entspricht. Für mehr als die Hälfte der Lebensmittelverschwendung (53 Prozent) sind die Haushalte verantwortlich, gefolgt von der Verarbeitung und Herstellung (20 Prozent). Weniger Lebensmittelverschwendung lohnt sich dreifach: Es werden weniger Lebensmittel weggeworfen, was zur Ernährungssicherheit beiträgt, Unternehmen und Verbraucher sparen Geld, und die Umwelt wird geschont.

Um die Fortschritte der EU zu beschleunigen, schlägt die Kommission Reduktionsziele bis 2030 von 10 Prozent im Bereich Verarbeitung und Herstellung und von 30 Prozent (pro Kopf) in den Bereichen Einzelhandel und Verbrauch (Restaurants, Verpflegungsdienste und Haushalte) vor.

Auch Textilabfälle belasten die begrenzten natürlichen Ressourcen. Rund 78 Prozent der Textilabfälle werden von den Verbrauchern nicht getrennt gesammelt, sondern landen im gemischten Hausmüll, der in Verbrennungsanlagen oder auf Deponien entsorgt wird.

Hier gibt es eine Pressemitteilung und Fragen und Antworten zum Thema.

Nächste Schritte

Die Vorschläge werden nun vom Europäischen Parlament und vom Rat im ordentlichen Gesetzgebungsverfahren erörtert.

Hintergrund

Am europäischen Grünen Deal führt kein Weg vorbei, wenn es um die Gesundheit der Menschen und unseres Planeten geht. Seit er im Dezember 2019 vorgestellt wurde, hat er einen tiefgreifenden und umfassenden Wandel unserer Gesellschaft und unserer Wirtschaft in Gang gesetzt. Das heutige Paket ergänzt die früheren Vorschläge für die Naturkomponente des Grünen Deals.

Diese Initiativen und ihre Ziele stützen sich auf Lösungen, die in der Natur zu finden sind – unserer besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel. Um die Klimaneutralität zu erreichen, und insbesondere mehr CO2 durch natürliche CO2-Senken abzubauen, das EU-Klimagesetz umzusetzen und die internationalen Zusagen der Europäischen Union im Rahmen des Übereinkommens von Paris und des Globalen Biodiversitätsrahmens von Kunming-Montreal einzuhalten, müssen wir die natürlichen Ökosysteme in der gesamten EU krisenfester machen, damit sie uns bei der Anpassung an den Klimawandel helfen, und ihre Produktionskapazität aufrechterhalten, um die langfristige Ernährungs- und Rohstoffsicherheit zu gewährleisten.

Weitere Informationen

Vollständige Pressemitteilung

Mitteilung zur nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen

Bodengesundheit:

Vorschlag zur Bodengesundheit

Fragen und Antworten zur Bodengesundheit

Neue genomische Verfahren:

Infoblatt zur BodengesundheitVorschlag zu neuen genomischen Verfahren

Fragen und Antworten zu neuen genomischen Techniken

Infoblatt zu neuen genomischen Verfahren

Animation zu neuen genomischen Verfahren

Pflanzliches und forstliches Saatgut:

Vorschlag zu pflanzlichem und forstlichem Vermehrungsgut

Fragen und Antworten zu pflanzlichem und forstlichem Vermehrungsgut

Infoblatt zu pflanzlichem und forstlichem Vermehrungsgut

Lebensmittel- und Textilabfälle:

Vorschlag zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung

Fragen und Antworten zur Lebensmittelverschwendung

Infoblatt zur Lebensmittelverschwendung

Vorschlag zu Reduzierung von Textilabfällen

Pressemitteilung zu Textilabfällen

Infoblatt zu Textilabfällen

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske), +49 (30) 2280-2190. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

 

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
5. Juli 2023
Autor
Vertretung in Deutschland