Der akkurate und rechtzeitige Austausch von Informationen zwischen unserem Gehirn und unseren Organen ist lebenswichtig, denn er steuert eine Reihe von Körperfunktionen – einschließlich der Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen Energieverbrauch (z. B. körperliche Aktivität) und Energieaufnahme in Form von Nahrung. Wird diese spezifische Kommunikationsverbindung gestört, kann dies zu Stoffwechselkrankheiten wie Typ-2-Diabetes und Fettleibigkeit führen. Das EU-finanzierte Projekt WATCH beleuchtet die molekularen Mechanismen, die diesem Prozess zugrunde liegen. Die Arbeit unterstützt neuartige Therapien, die von Alzheimer, Diabetes und COVID-19 betroffenen Menschen zugutekommen könnten.
„Wir wissen, dass das Energiegleichgewicht im Körper von Gehirnzellen (Neuronen und Glia) aufrechterhalten wird, die sich in einem kleinen und hochspezialisierten Teil des Gehirns – dem sogenannten Hypothalamus – befinden“, bemerkt Studienleiter Markus Schwaninger von der Universität Lübeck in Deutschland. „Diese Zellen erkennen Glukose oder von Organen produzierte Hormone, die Hunger oder Sättigung signalisieren, und passen die Reaktion des Gehirns entsprechend an.“
Neuronales Verhalten verstehen
Das sieben-jährige, von der EU finanzierte und vom Europäischen Forschungsrat unterstützte Projekt WATCH nimmt sich dieser Herausforderung an und konzentriert sich dabei auf das Verhalten bestimmter neuronaler Funktionen.
Das WATCH-Projekt hat innerhalb weniger Jahre eine Reihe bahnbrechender Entdeckungen gemacht. So hat das Team beispielsweise gezeigt, wie Leptin, ein von Fettzellen produziertes Hormon, von Tanycyten in den Hypothalamus „transportiert“ wird. Das Team fand heraus, dass das Blockieren des Durchlasses für dieses Hormon beim Menschen nicht nur zu Fettleibigkeit, sondern auch zu Diabetes führen kann, da die Funktion der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigt wird.
Bekämpfung neurologischer Erkrankungen
Obwohl das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt – es soll bis 2026 laufen –, sind die bisherigen Forschungsergebnisse sehr vielversprechend. „Einige unserer Entdeckungen werden patentiert, und wir hoffen, dass sie in Zukunft den Menschen mit Stoffwechselkrankheiten oder COVID-19 zugutekommen“, so die Hauptforschenden.
„Man könnte sogar beinahe sagen, dass wir die Geschichte neu schreiben. Obwohl viele unserer Erkenntnisse neu sind, stellen wir auch Dogmen auf dem Gebiet in Frage – Annahmen, die seit Jahren, manchmal seit Jahrzehnten, fortbestanden, einfach weil keine Beweise für andere Möglichkeiten gefunden wurden.“
Dauer des Projekts: März 2019 - Februar 2026
EU-Förderung für das Projekt: 9 866 250 Euro
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier.