Nr. 15 vom 7. Mai 2025
EU-Nachrichten 7.5.2025: 80 Jahre Kriegsende | Kanzlerwahl | Gaza | Forschungs-Offensive | RePowerEU | Ausschreibung Europe Directs| Europa vor Ort: Klassik für alle| Europa in Zahlen: Online-Reisebuchungen| Bürgerpanel zum EU-Finanzrahmen | 75 Jahre Schumann-Erklärung
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Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Auch in dieser Woche haben wir unseren wöchentlichen Newsletter wieder auf den Mittwoch vorgezogen. Denn der Gedenktag am morgigen 8. Mai zur Befreiung vom Nationalsozialismus ist in diesem Jahr in Berlin ein gesetzlicher Feiertag – 80 Jahre ist es her, dass das Nazi-Regime besiegt wurde und ein neues demokratisches Deutschland entstehen konnte. Auf unserem Instagram-Account hier haben wir auch das Gedenken an die damals befreiten Menschen in den Konzentrationslagern aufgegriffen, und zwar am Beispiel KZ Ravensbrück. Auch Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat den 80. Jahrestag aufgegriffen, in ihrer Rede heute früh im Europaparlament. Sie zog den Bogen zu heute, zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Wie dieser Krieg enden wird, das werde unseren Kontinent für Generationen bestimmen. Mehr hier.
Viele Grüße vom Presseteam der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin. Haben Sie noch eine schöne Woche!
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Highlights
Gratulation aus Brüssel - hier kann man nachlesen, mit welchen Worten die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen gestern Nachmittag dem neuen Bundeskanzler Friedrich Merz zur Wahl gratuliert hat. Und hier haben wir ein Video verlinkt zur Frage, welche Rolle Merz auf europäischer Ebene im Europäischen Rat spielen kann (und ein Bild aus früheren Zeiten, als Friedrich Merz Europaparlamentarier war, ist auch mit dabei). Am Freitag empfängt Ursula von der Leyen Friedrich Merz in Brüssel. Im Anschluss findet um 11:30 Uhr eine gemeinsame Pressekonferenz statt, EBS überträgt live.
Kaja Kallas, Hohe Vertreterin für Außen- und Sicherheitspolitik, und die Kommissarinnen Dubravka Šuica und Hadja Lahbib haben mit großer Besorgnis auf die seit mehr als zwei Monate andauernde Schließung des Gazastreifens für humanitäre Hilfsgüter reagiert. In ihrer Erklärung heißt es: „Die EU bekräftigt ihre dringende Aufforderung an Israel, die Blockade des Gazastreifens unverzüglich aufzuheben.” Humanitäre Hilfe dürfe niemals politisiert oder militarisiert werden.
Europa als Magnet für Forschende: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Anfang der Woche die Initiative “Choose Europe for Science” vorgestellt. In ihrer Grundsatzrede an der Sorbonne in Paris betonte sie den Grundsatz des freien Austauschs von Wissen und Daten in ganz Europa. Wissenschaft sei der Motor für Wachstum und Fortschritt und eine Investition. Deshalb wird die Kommission ein Paket von 500 Millionen Euro für die Jahre 2025 bis 2027 vorlegen - von der Leyen sprach von einer neuen Superfinanzhilfe für Spitzenkräfte in der Forschung. Und die Verfahren für Einreise und Aufenthalt in Europa sollen vereinfacht werden. Details hier.
Auch die Umwelt-Kommissarin Jessika Roswall hat eine Grundsatzrede gehalten, auf dem Global Solutions Summit am Montag in Berlin. Ein Kernthema bei ihrem ersten Besuch in Deutschland als EU-Kommissarin: die Beziehung von Wirtschaft und Natur neu denken. Ein Weg dahin sind sogenannte Naturgutschriften oder nature credits, die Anreize für Umwelt- und Artenschutz geben. Mehr zur Rede hier, Eindrücke vom Tag der Kommissarin in Berlin verbunden mit ihrem Dank für gute Gespräche und inspirierende Momente hier.
Die EU wird ihre Abhängigkeit von russischer Energie vollständig beenden. Wie genau, das hat die Kommission im sogenannten REPowerEU-Fahrplan vorgestellt. Kommissionspräsidentin von der Leyen betonte, es sei an der Zeit, die Energiebeziehungen zu einem unzuverlässigen Lieferanten vollständig abzubrechen. Auch dürfe Europa nicht durch den Import russischer Energie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine finanzieren. Die Details des Fahrplans haben wir hier zusammengefasst.
Die Kommission hat die neue Ausschreibung für die nächste Generation EUROPE DIRECTS in ganz Europa auf den Weg gebracht, und zwar für die Jahre 2026 bis 2030. In Deutschland wird es 48 solcher Anlaufstellen für die Fragen der Bürgerinnen und Bürger zur EU geben. Details zur Ausschreibung hier.
Weitere Pressemitteilungen zu aktuellen Themen finden Sie hier (Vertretung der Kommission in Berlin) und hier (Presseraum/Sprecherdienst der Kommission in Brüssel). Für unseren täglichen Newsletter kann man sich hier anmelden. Und folgen Sie uns gerne auch auf den sozialen Medien: Facebook, X, Instagram.
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Europa vor Ort
Klassik für alle: EU-Kommission unterstützt inklusives Musikprojekt
Lampenfieber – das ist ein Gefühl, das sich nur schwer beschreiben lässt und viele Gesichter haben kann. Der Bratschist und ehemalige Professor für Bratsche sowie Kammermusik Avri Levitan sagt dazu: „Aufregung muss sein."
In der Ausbildung von Musikerinnen und Musikern wird viel Wert auf Proben, Studieren und das Vorbereiten einzelner Präsentationen in der Klasse gelegt. Doch es mangelt an Auftritten vor echtem Publikum. Und so wurde Levitan im Jahr 2012 zum Mitbegründer der Initiative Musethica. Die Idee: Junge Musikerinnen und Musiker treten in sozialen Einrichtungen wie etwa Kliniken und Pflegeheimen auf. Davon profitieren alle: Die Musizierenden sammeln Erfahrung, die Zuhörenden erleben Musikgenuss. „Musethica ist aus dem Anliegen entstanden, das in der klassischen Musikausbildung bislang vernachlässigte regelmäßige Spielen vor Publikum stärker zu berücksichtigen", sagt Levitan. Eine Ausbildungsmethode zeigt soziale Wirkung.
Mehr als tausend Gratis-Konzerte bis 2028
Nun verfolgt die Initiative ein neues Vorhaben: 1000+ Concerts. Bis 2028 wird Musethica mit zehn Partnern mehr als tausend kostenlose Klassik-Konzerte in sozialen Einrichtungen in acht europäischen Ländern vermitteln – das reicht von der Ukraine über Deutschland bis nach Portugal. Die EU-Kommission unterstützt das Vorhaben mit einer Million Euro. 1000+ Concerts ist dabei eines von vierzig Projekten in Deutschland, das aus Mitteln des EU-Programms Kreatives Europa gefördert wird.
Europaweit stehen für neue Vorhaben in Bereichen wie Musik, Literatur und Architektur insgesamt rund 170 Millionen Euro bereit. Glenn Micallef, EU-Kommissar für Generationengerechtigkeit, Jugend, Kultur und Sport, sagt, das Tempo werde auch in diesem Jahr beibehalten, „um die erfinderischen und talentierten europäischen Kreativ- und Kulturschaffenden zu unterstützen, zu fördern und zu schützen".
Die EU-Förderung erlaubt Musethica, sein Engagement weiter auszubauen. Das Konzept der Ausbildungsmethode ist einfach: Ausgesuchte Nachwuchsmusikerinnen und -musiker oder Ensembles arbeiten eine Woche lang gemeinsam mit einem Tutor oder einer Tutorin, besuchen täglich zwei bis drei unterschiedliche soziale Einrichtungen, spielen dort Konzerte. Und lernen dabei auch vom Publikum – durch Emotionen, Reaktionen und Rückmeldungen. In Gesprächen tauschen sich die Musizierenden mit den Konzertgästen aus. Zum Abschluss der Woche gibt es ein öffentlich zugängliches Kammermusikkonzert. „Alles, was wir in der Einrichtung brauchen, sind ein paar Stühle für die Musikerinnen und Musiker", sagt Isabel Aguirre, kaufmännische Geschäftsführerin von Musethica. Projektkoordinatorin Joanna Wilde ergänzt: „Jedes Konzert ist wichtig. Das lernen wir bei Musethica schnell."
Studierende aus der Ukraine im Mai zu Gast in Berlin
Die Initiative hat ein Ziel: die Musethica-Methode fest in den Lehrplänen europäischer Musikhochschulen zu verankern. Mit vielen Ausbildungsstätten in Europa wird bereits kooperiert, so etwa mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw). Das Vorhaben 1000+ Concerts bringt auch neue Partner in den Verbund, darunter die Hochschule für Musik und darstellende Kunst (ESMAE) im portugiesischen Porto und die A.V. Nezhdanova National Academy of Music im ukrainischen Odessa. Vom 10. bis 17. Mai 2025 werden ukrainische Musikerinnen und Musiker in Berlin proben und täglich Konzerte geben. Der Start einer neuen Kooperation, dank derer nun auch in Odessa regelmäßig klassische Konzerte in Einrichtungen stattfinden werden.
In den Büroräumen von Musethica Germany in einem Hinterhof in Berlin-Kreuzberg hat sich das Team um einen Besprechungstisch versammelt. Von draußen fällt praller Sonnenschein ins Zimmer. Juliette Dufau, Leiterin von Musethica International, spricht von einer „Win-Win-Situation" und erklärt: „Die Musikerinnen und Musiker erhalten die Chance aufzutreten. Und das Ganze hinterlässt einen Impact bei den Menschen in den sozialen Einrichtungen." Auch Avri Levitan betont die soziale Bedeutung der Konzerte – nicht nur, weil es oft unbegründete Berührungsängste vor klassischer Musik gibt: „Dass Klassik das Wohlbefinden steigert, ist längst erwiesen." Klassik entspannt, nicht nur im Konzertsaal.
Mehr zu dem von der EU-Kommission geförderten Projekt 1000+ Concerts hier.
Kostenlose Konzert-Termine in Deutschland
05.05.2025 - 10.05.2025 in Detmold, Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik Detmold
12.05.2025 - 17.05.2025 in Berlin, Kooperation mit ONMA - Ukraine
26.05.2025 - 03.06.2025 in Essen, Kooperation mit Theater und Philharmonie Essen
06.06.2025 - 15.06.2025 in Brandenburg, Kooperation mit Brandenburgische Sommerkonzerte
16.06.2025 - öffentliches Konzert in Berlin
05.07.2025 - 12.07.2025 in Lübeck, Kooperation mit der Musikhochschule Lübeck und dem Schleswig Holstein Musik Festival
12.10.2025 - 26.10.2025 in Hausach
25.10.2025 - 01.11.2025 in Berlin
01.11.2025 - 08.11.2025 in Berlin, Kooperation mit der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin
06.12.2025 - 14.12.2025 in Essen, Kooperation mit Theater und Philharmonie Essen
14.12.2025 - 20.12.2025 in Berlin, Kooperation mit der Musikhochschule Hanns Eisler Berlin
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Europa in Zahlen
Online-Buchungen für Übernachtungen erreichen 2024 neuen Rekord
Wer mit Reiseplanungen für diesen Sommer beschäftigt ist und über eine Plattform buchen möchte: Die Zahlen der über Online-Plattformen gebuchten Übernachtungen steigen weiter, auch 2024 gab es einen deutlichen Zuwachs. Dies zeigen neue Zahlen vom EU-Statistikamt Eurostat. Danach verbrachten im dritten Quartal 2024 Reisende über 366 Millionen Übernachtungen in Kurzzeitunterkünften in der EU. Die Buchungen liefen über Airbnb, Booking, Expedia Group oder Tripadvisor und zeigen einen Anstieg um 18 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2023.
In allen EU-Ländern stieg die Zahl der über Online-Plattformen gebuchten Übernachtungen im August 2024. Die größten Zuwächse wurden in Malta (+41,4 Prozent im Vergleich zu August 2023), Deutschland (+32,7 Prozent) und Frankreich (+29,9 Prozent) festgestellt. Die geringsten Anstiege gab es in Kroatien (+9,7 Prozent), Bulgarien (+12,2 Prozent) und Slowenien (+13,6 Prozent). Mehr dazu hier.
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Veranstaltungen
Langfristiger EU-Haushaltsplan
Am 16. und 18. Mai findet in Brüssel das dritte und letzte Europäische Bürgerpanel zum neuen europäischen Haushalt für die Jahre ab 2027 statt. Zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger kommen aus der gesamten EU zusammen, um Empfehlungen zum sogenannten MFR (Mehrjähriger Finanzrahmen) formulieren. Möchten Sie Demokratie in Aktion erleben? Die Plenarsitzungen werden hier auf der Plattform für Bürgerbeteiligung als Livestream übertragen. Verfolgen Sie die Reise, die Einsichten und die Empfehlungen der Teilnehmenden - die Zukunft Europas geht uns alle an!
Bis Ende Mai können Sie auch an der Online-Debatte auf der Plattform für Bürgerbeteiligung teilnehmen. Das gibt jeder und jedem die Möglichkeit, seine Ansichten und Vorschläge für den nächsten mehrjährigen Finanzrahmen als zentrales Planungsinstrument einzuspeisen. Die Debatte ist in allen 24 Amtssprachen der EU verfügbar, und zwar hier.
Europatag 2025 – 75 Jahre Schumann-Erklärung
Jedes Jahr am 9. Mai begehen wir in der EU den Europatag – mit vielen Aktionen, die wir hier in der vergangenen Woche auch schon angekündigt und beschrieben haben. Der Anlass dafür, warum es genau dieser Tag im Mai ist, stammt aus dem Jahr 1950: damals legte der französische Außenminister Robert Schuman einen historischen Vorschlag vor, die sogenannte Schuman-Erkärung (nachzulesen hier). Sie gilt als Geburtsstunde dessen, was wir heute die Europäische Union nennen, ein geeintes Europa basierend auf den Prinzipien Frieden und Solidarität.
Hier kann man in alten Bildern stöbern, die Hintergründe nachvollziehen und man erfährt auch mehr über den „Vater der EU” Robert Schuman – geboren in Deutschland, mit der Rückgabe Elsass-Lothringens an Frankreich zum französischen Staatsbürger geworden, im Zweiten Weltkrieg im Widerstand aktiv, nur knapp der Deportation ins KZ Dachau entkommen, nach Kriegsende in diversen hochrangigen politischen Ämtern aktiv.
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