Nr. 19 vom 5. Juni 2025
EU-Nachrichten
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EU-Nachrichten 5.6.2025: | Karlspreis für Ursula von der Leyen | Schutz für Geflüchtete aus der Ukraine | Europäisches Semester| Erasmus Mundus: Studienstipendien der EU| Strategie zur Wasserresilienz und Europäischen Pakt für die Meere | Europa vor Ort: grüner Wasserstoff in Huntorf | Europa in Zahlen: Wie Deutschland vom EU-Programm ARF profitiert | Europamonat in Berlin
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Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Karlspreis zu Aachen versteht sich als Preis für den europäischen Frieden und eines vereinten Europas – und die diesjährige Preisträgerin Ursula von der Leyen hat in ihrer Dankesrede betont: „Es ist an der Zeit, dass Europa erneut aufsteht und das nächste, große europäische Projekt verwirklicht – ein unabhängiges Europa". Ein Europa, das keine Angst vor Veränderungen hat, sondern diese mutig angeht und selbst gestaltet. Die Rede der Kommissionspräsidentin, gehalten am vergangenen Donnerstag im Rathaus in Aachen, haben wir hier zusammengefasst. Und es sei auch noch auf ein langes Interview von der Leyens im ZDF verwiesen, aus der Reihe „Was nun?”, das 18-minütige Video ist hier verlinkt.
Viele Grüße vom Presseteam der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin. Haben Sie noch eine schöne Woche!
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Highlights
Seit der russischen Invasion in die Ukraine steht die EU an der Seite des überfallenen Landes und bietet den Menschen, die vor dem Krieg fliehen, Schutz. Die Europäische Kommission hat jetzt einen Vorschlag vorgelegt, den Schutzstatus für Geflüchtete zu verlängern und zugleich schon den Blick auf die Zeit nach Kriegsende und die Rückkehr der Betroffenen nach Hause zu werfen. Mehr Details hier.
Jedes Jahr im Frühjahr stellt die Kommission im Rahmen des Europäischen Semesters das Frühjahrspaket vor, mit einer Analyse der wichtigsten Herausforderungen für die gesamte EU und wirtschafts- und haushaltspolitischen Leitlinien für die Mitgliedstaaten. Sie folgen der Frage, wie sich Wettbewerbsfähigkeit, Wohlstand und Resilienz gezielt fördern lassen. Mehr dazu, auch mit dem Link zu den Empfehlungen für Deutschland u.a. zu den Bereichen Verteidigungsetat, Rentensystem, Digitalisierung und Fachkräftemangel, findet man hier.
Die Länderberichte ziehen auch eine Bilanz, wie es um die Umsetzung der Aufbau- und Resilienzpläne steht. Das Programm läuft 2026 aus, deswegen ist eine rasche und gezielte Umsetzung von entscheidender Bedeutung. Die meisten Mitgliedstaaten müssen ihre Fortschritte beschleunigen. Mehr zur Bestandsaufnahme hier. Und mit der Frage, wie die deutsche Wirtschaft von diesem Programm profitiert (Spoiler: sie profitiert sehr!) befassen wir uns heute in der Rubrik Europa in Zahlen weiter unten.
Erasmus-Mundus-Stipendien: Europa bleibt das beliebteste Ziel von Studierenden weltweit. Im September starten rund 3.300 Studierende aus über hundert Ländern ein Masterprogramm im Rahmen von Erasmus Mundus, das jeweils von mehreren Hochschulen aus mindestens drei Ländern gemeinsam konzipiert und angeboten wird. Mehr als 2.000 von der EU finanzierte Stipendien wurden vergeben. Mehr Informationen hier. Wer sich bewerben möchte: das ist meist zwischen Oktober und Januar für das folgende Studienjahr möglich.
Noch zwei kurze Hinweise auf Themen rund um Wasser: die Kommission hat den Europäischen Pakt für die Meere vorgelegt, den Präsidentin von der Leyen am Montag auf der Ozeankonferenz der Vereinten Nationen vorstellen wird. Details hier. Einen Meinungsbeitrag von Umweltkommissarin Jessika Roswall unter der Überschrift “Ohne Wasser kein Leben” in der WELT zur Strategie zur Wasserresilienz kann man hier nachlesen.
Weitere Pressemitteilungen zu aktuellen Themen finden Sie hier (Vertretung der Kommission in Berlin) und hier (Presseraum/Sprecherdienst der Kommission in Brüssel). Für unseren täglichen Newsletter kann man sich hier anmelden. Und folgen Sie uns gerne auch auf den sozialen Medien: Facebook, X, Instagram.
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Europa vor Ort
EU fördert Produktion von grünem Wasserstoff aus erneuerbarem Strom in Niedersachsen
Für Marco Scholz ist die Sache klar. Der Projektleiter des Energieunternehmens Uniper sagt: „Wasserstoff ist eine Schlüsseltechnologie, die wir in jedem Fall brauchen, um den Übergang in eine klimaneutrale Wirtschaft erfolgreich zu gestalten." Scholz und sein Team arbeiten daran. Im niedersächsischen Huntorf zwischen Bremen und Oldenburg soll künftig mit erneuerbarem Strom grüner Wasserstoff produziert werden.
CHESS – Compressed Hydrogen Energy Storage Solution – heißt das Projekt, das Scholz und sein Team vorantreiben. Das Ziel: Wasserstoff als Energieträger zu nutzen.
Elektrolyse-Anlage mit 30 Megawatt-Kapazität
Erneuerbare Energie lässt sich einsetzen, um Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Von Elektrolyse sprechen Fachleute wie Scholz. Der Projektleiter erklärt: „Wir wollen am Standort Huntorf eine Elektrolyse-Anlage mit einer Kapazität von zunächst 30 Megawatt aufbauen und betreiben." Die EU-Kommission unterstützt das Vorhaben und notifizierte eine staatliche Beihilfe in Höhe von 41 Millionen Euro. Scholz ist sich sicher: „Die Förderung wird helfen, einen attraktiven Wasserstoff-Preis anbieten zu können."
Wasserstoff-Strategie der EU: 20 Millionen Tonnen bis 2030
Schon 2022 hat die EU das Programm REPowerEU verabschiedet. Darin enthalten ist die EU-Wasserstoff-Strategie. Das Ziel: Den Ausbau von klimafreundlichen Energien in der EU vorantreiben. So sollen bis 2030 in der EU 20 Millionen Tonnen Wasserstoff zum Einsatz kommen, die Hälfte davon hergestellt in der EU.
Anlage in Huntorf soll spätestens Ende 2027 laufen
In Huntorf im Landkreis Wesermarsch ist das Ziel, dass der erste grüne Wasserstoff spätestens Ende 2027 fließt. Schon jetzt ist Uniper am Standort mit innovativen Ideen aktiv. In einem von weltweit drei Druckluftspeicherkraftwerken wird Strom in Spitzenzeiten genutzt, um Luft zu komprimieren und unter der Erde einzuspeichern. Dehnt sich das Gas wieder aus, treibt es Turbinen an, die Strom liefern.
Die grüne Wasserstoff-Produktion an einem bewährten Standort bietet viele Vorteile:
- Bestehende Infrastruktur: „Wir können auf bestehende Netzstrukturen zurückgreifen", erläutert Scholz. Der Energiestandort nah an der Nordseeküste ist schon ans Stromnetz angebunden, über bereits bestehende Gasleitungen lässt sich der erzeugte grüne Wasserstoff weiterleiten und für klimaschonende Verfahren einsetzen: Etwa in der Stahlerzeugung, als Grundstoff in der chemischen Industrie oder in Fahrzeugen, die mit Brennstoffzellen betrieben werden.
- Ausbaufähig: Der Anteil von Strom aus Windkraft und Solarstrom nimmt zu. In Huntorf lässt sich die Kapazität steigern, um aus erneuerbaren Energien, grünen Wasserstoff zu erzeugen - von zunächst 30 Megawatt auf 300 Megawatt.
Uniper hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte zuletzt auf der Cleantech-Konferenz die Chancen einer klimaneutralen Industrie und erklärte: für Klima-Resilienz und den Schutz der Natur brauchen wir moderne, saubere Technologien. Und diese Technologien in Europa zu entwickeln, sei eine Notwendigkeit.
Schlüssel für die Zukunft
Marco Scholz, 42, kennt sich aus mit Energie. Der Ingenieur hat in Aachen Maschinenbau studiert, mit dem Schwerpunkt Energie- und Verfahrenstechnik. Ein Erasmus-Stipendium hat ihn an die Universität Trondheim in Norwegen geführt. In seiner Promotion befasste sich Scholz mit Biogas-Aufbereitung. Der Experte für erneuerbare Energien sagt: „Wasserstoff ist ein Schlüssel für die Zukunft".
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Europa in Zahlen
Deutsche Wirtschaft größter Profiteur des Binnenmarkeffektes: Bis zu 66 Milliarden Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität
Eine Studie der Europäischen Kommission kommt zu dem Ergebnis, dass die deutsche Wirtschaft insgesamt bis zu 66 Milliarden Euro aus der europäischen Aufbau- und Resilienzfazilität (ARF) erhalten wird. Damit wäre Deutschland hinter Italien und Spanien der drittgrößte Empfänger der ARF.
Kurz zur Erläuterung, was die Aufbau- und Resilienzfazilität ist: Sie wurde eingeführt, um den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie zu fördern. Bis 2026 stehen aus diesem Topf insgesamt 650 Milliarden Euro für Investitionen in Europa zur Verfügung (die EU-Kommission nimmt dafür im Namen der Mitgliedstaaten Anleihen auf den Kapitalmärkten auf.) Mitgliedstaaten sind angehalten, vor allem die digitale und grüne Transformation der europäischen Wirtschaft zu fördern.
Deutschland auf Platz 1 bei Aufträgen aus anderen EU-Mitgliedstaaten
Die Wirtschaft und vor allem die Industrie in Deutschland ist sehr gut in den europäischen Binnenmarkt integriert. Das bedeutet: Unternehmen können nicht nur von Aufträgen aus dem deutschen Investitionsprogramm profitieren (23.5 Milliarden Euro), sondern in fast doppelter Höhe auch von denen anderer Mitgliedstaaten (42,6 Milliarden Euro). Dabei gibt es einige Länder, mit denen deutsche Unternehmen besonders intensive Kontakte pflegen: die meisten Aufträge für deutsche Unternehmen kamen aus Spanien, Italien, Polen und Frankreich.
Die Studie belegt somit an einem konkreten Programm erneut die Aussage, dass keine andere europäische Volkswirtschaft mehr vom von Investitionen und Wachstum im Binnenmarkt profitiert als Deutschland. In Zeiten globaler Unsicherheiten und Handelskonflikte liegen hier verlässliche Wachstumsfelder.
Studie zeigt europaweit starke Förderung für Green Tech
Nach einer neuen Methode wurden alle Investitionen aus der Aufbau- und Resilienzfazilität europaweit nach Wirtschaftsbereichen gegliedert. Die Studie gibt somit einen Überblick über diese Klassifizierung in der gesamten EU und für jeden Mitgliedstaat. Zu den Sektoren, die am meisten profitieren, gehören diejenigen, die mit dem umweltfreundlichen Übergang in Verbindung stehen: das sind z.B. Energieeffizienz, erneuerbare Energieerzeugung und nachhaltiger Verkehr.
Dabei geht die Studie von einer vollständigen Umsetzung der nationalen ARF-Pläne bis 2026 aus.
Die Studie haben wir hier verlinkt. Das Ergebnis, kurz und kompakt als Grafik aufbereitet, gibt es hier. Einen Überblick über die größten direkten Empfänger aus dem deutschen Investitionsprogramm hat das Bundesfinanzministerium hier zusammengestellt.
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Veranstaltungen
Europatag im ERLEBNIS EUROPA Berlin: Mitreden, mitgestalten, mitfeiern
Jetzt am Wochenende biegen die Sonderaktionen im ERLEBNIS EUROPA im Europamonat auf die Zielgerade ein: am 7. und 8. Juni laden die Vertretung der Europäischen Kommission und das Verbindungsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland zu interaktiven Aktionen und anregenden Diskussionen ein. Testen Sie Ihr Wissen beim EU-Quiz und sichern Sie sich spannende Preise. An unseren Abstimmungstafeln haben Sie die Gelegenheit, Ihre Meinung zu äußern und sich an lebhaften Diskussionen über die EU, ihre Politik und ihre Zukunft zu beteiligen. Unsere EU-Expertinnen und -Experten stehen für Gespräche zur Verfügung – unter anderem zu Themen wie dem neuen Mehrjährigen Finanzrahmen der EU. Mehr Informationen finden Sie hier.
Weitere Veranstaltungen bzw. Termine finden Sie hier in unserem Überblick auf die kommenden Tage. Sie können unsere Terminvorschau auch abonnieren.
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