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Vertretung in Deutschland
Presseartikel10. Juni 2016Vertretung in DeutschlandLesedauer: 5 Min

Beschäftigung: Kommission für bessere und besser vergleichbare Kompetenzen

Die Europäische Kommission hat heute (Freitag) zehn Maßnahmen vorgestellt, die die Qualität und Vergleichbarkeit von Kompetenzen und Qualifikationen in Europa verbessern sollen. So geben in Deutschland 51,2 Prozent der Arbeitgeber an, sie hätten...

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(10.6.2016) - Valdis Dombrovskis, für den Euro und den sozialen Dialog zuständiger Vizepräsident der Kommission, sagte: „In der EU sind derzeit Millionen von Menschen arbeitslos. Wir müssen deshalb alles in unserer Macht Stehende tun, damit sie sich die Kompetenzen aneignen können, die auf dem sich wandelnden Arbeitsmarkt gebraucht werden.“

Ungefähr ein Viertel der EU-Bevölkerung kann nicht richtig lesen oder schreiben und hat schwache Rechen- oder digitale Kompetenzen. Mehr als 65 Millionen Menschen in der EU haben keine Qualifikation, die einem Abschluss der Sekundarstufe II entspricht. Die Zahlen unterscheiden sich sehr von Land zu Land; in einigen EU-Ländern beträgt diese Quote 50 Prozent oder mehr.

Jyrki Katainen, für Arbeitsplätze, Wachstum, Investitionen und Wettbewerbsfähigkeit zuständiger Vizepräsident der Kommission, sagte: „In einer von raschen Veränderungen geprägten Welt müssen wir in unser wichtigstes Kapital investieren – die Menschen. Sie brauchen ein breites Spektrum von Kompetenzen, um ihr Potenzial als aktive Bürgerinnen und Bürger und als Arbeitskräfte voll auszuschöpfen. Kompetenzen sind somit ein entscheidender Faktor für Wohlstand, Beschäftigung, Wachstum und dauerhaftes Wohlergehen.“

Der Zehn-Punkte-Plan für Kompetenzen

Die neue europäische Agenda für Kompetenzen soll die Vermittlung und Anerkennung von Kompetenzen – Grundfertigkeiten und komplexere Kompetenzen genauso wie übergeordnete und Bürgerkompetenzen – verbessern und damit die Beschäftigungsfähigkeit fördern. Sie verfolgt also ein doppeltes Ziel: Sie soll dafür sorgen, dass niemand auf der Strecke bleibt, und zugleich die für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovation entscheidenden Spitzenkompetenzen fördern. Konkret schlägt die Kommission die folgenden zehn Maßnahmen vor, die in den kommenden zwei Jahren vorangebracht werden sollen:

  • Die Kompetenzgarantie soll gering qualifizierten Erwachsenen dabei helfen, ein Mindestniveau an Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen sowie digitalen Kompetenzen zu erreichen, und ihnen letztlich den Erwerb eines Abschlusses der Sekundarstufe II ermöglichen.
  • Der Europäische Qualifikationsrahmen wird überarbeitet, damit Qualifikationen verständlicher und vorhandene Fertigkeiten auf dem europäischen Arbeitsmarkt besser genutzt werden.
  • Die Kommission ruft die „Koalition für digitale Kompetenzen und Arbeitsplätze“ ins Leben. Sie soll es Akteuren aus den Mitgliedstaaten, dem Bildungswesen, dem Arbeitsmarkt und der Wirtschaft ermöglichen, gemeinsam ein großes Reservoir an IT-Fachkräften zu schaffen und dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die Arbeitskräfte in Europa über angemessene digitale Kompetenzen verfügen.
  • Die „Blaupause zur Branchenzusammenarbeit für Kompetenzen“ soll die Erfassung von Daten über Kompetenzen verbessern und dem Fachkräftemangel in spezifischen Wirtschaftszweigen entgegenwirken.

Die nächsten Schritte 2015/2016:

  • Das „Instrument zur Erstellung von Kompetenzprofilen für Drittstaatsangehörige“ soll die frühzeitige Ermittlung und Erfassung der Kompetenzen und Qualifikationen von Asylbewerbern, Flüchtlingen und anderen Migranten fördern.
  • Durch die Überarbeitung des Europass-Rahmens sollen den Menschen bessere, leichter nutzbare Instrumente an die Hand gegeben werden, um ihre Kompetenzen zu präsentieren und nützliche aktuelle Informationen über den Kompetenzbedarf und dessen Entwicklung abzurufen, die ihnen als Orientierungshilfe bei Entscheidungen innerhalb des Berufs- und Bildungswegs dienen können.
  • Die Berufsausbildung soll zur „ersten Wahl“ werden; zu diesem Zweck sollen Lernende in der Berufsbildung mehr Möglichkeiten erhalten, um berufspraktische Erfahrungen am Arbeitsplatz zu sammeln, und die Erfolge der Berufsbildung auf dem Arbeitsmarkt sollen stärker in den Vordergrund gerückt werden.
  • Die Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen soll überarbeitet werden, um mehr Menschen den Erwerb bestimmter grundlegender Kompetenzen zu ermöglichen, die im 21. Jahrhundert zum Leben und Arbeiten benötigt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Förderung des Unternehmer- und Innovationsgeistes und entsprechender Kompetenzen gelegt.
  • Eine Initiative zur Nachverfolgung des Werdegangs von Hochschulabsolventinnen und absolventen soll die Datenlage über deren Vorankommen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.
  • Es wird ein Vorschlag vorgelegt, um die Abwanderung qualifizierter Fachkräfte („Brain Drain“) eingehender zu analysieren und bewährte Vorgehensweisen bei der Eindämmung dieses Phänomens auszutauschen.

Die für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität zuständige EU-Kommissarin Marianne Thyssen wies darauf hin, dass die wettbewerbsfähigsten EU-Mitgliedstaaten diejenigen sind, die am meisten in die Kompetenzen ihrer Einwohner investieren. Vor allem müsse den Menschen dabei geholfen werden, ihre beruflichen Träume und Ziele zu verwirklichen und ihr Potenzial zu nutzen. Sie rief die Mitgliedstaaten, Sozialpartner und Unternehmen dazu auf, gemeinsam mit der Kommission daran zu arbeiten, dass die neue europäische Kompetenzagenda ein Erfolg wird.

Tibor Navracsics, EU-Kommissar für Bildung, Kultur, Jugend und Sport, ergänzte: „Nur mit einem langfristigen Ansatz kann die Kompetenzagenda ein Erfolg werden. Wir müssen nicht nur den akuten Kompetenzbedarf decken, sondern vor allem vermeiden, dass sich künftig Kompetenzlücken auftun.“

Umsetzung der Agenda

Die Kommission wird in einen intensiveren Dialog mit den Mitgliedstaaten über die bestmögliche Nutzung der bestehenden Finanzierungsprogramme zur Verwirklichung der Ziele der Agenda treten. Die wichtigsten Instrumente in diesem Zusammenhang sind der Europäische Sozialfonds (ESF), der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), der Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF), der Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) sowie die Programme Horizont 2020 und Erasmus+. Die Möglichkeiten der EIB und anderer Finanzinstitute und -produkte, einschließlich des Europäischen Fonds für strategische Investitionen, sollten ebenfalls umfassend genutzt werden, um Investitionen des Privatsektors in die Kompetenzentwicklung zu fördern.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Zehn Maßnahmen zur Verbesserung der Kompetenzen der Menschen in Europa

MEMO

Factsheet: Kompetenzen in der EU

Länderspezifische Factsheets

Factsheet: Digitale Kompetenzen

Factsheet: Grüne Kompetenzen

Factsheet: Investitionen in Kompetenzen

Factsheet: Missverhältnisse zwischen Kompetenzangebot und -nachfrage auf Branchenebene

Factsheet: Kompetenzen und Migranten

Mitteilung „Eine neue europäische Agenda für Kompetenzen: Humankapital, Beschäftigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit gemeinsam stärken“

Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffatec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
10. Juni 2016
Autor
Vertretung in Deutschland