Zum Hauptinhalt
Vertretung in Deutschland
Presseartikel6. April 2022Vertretung in Deutschland

Drohende Lebensmittelknappheit in Sahelzone und Tschadseeregion: EU stellt 554 Mio. Euro bereit

Das Bild stellt ein Piktogram auf einem orange-pink verlaufenden Hintergrund dar. Das Piktogram besteht aus einem weißen Kreis, der rechts durch ein Balkendiagramm und links durch eine Waagschale unterbrochen wird. In der Mitte und unten im Kreis befinden sich drei dargestellte Menschen die über Linien mit einem Euro-Zeichen verbunden.

Mit Blick auf eine drohende Lebensmittelknappheit und mögliche Hungersnöte in der Sahelzone und der Tschadseeregion verstärkt die Europäische Union ihr politisches und finanzielles Engagement in der Region. „Die brutale russische Invasion der Ukraine hat zu einem massiven Anstieg der Lebensmittelpreise geführt und die Gefahr von Lebensmittelknappheit verschärft“, erklärte der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik Josep Borrell. „Ernährungsunsicherheit führt unweigerlich auch zu zunehmender Instabilität und zunehmenden Ungleichheiten. Um dies zu vermeiden, müssen wir unseren Partnern dabei helfen, ihre Selbstversorgung auszubauen, und wir müssen zusammenarbeiten, um das multilaterale Lebensmittelsystem zu stärken.“ Im Jahr 2022 werden insgesamt 554 Mio. Euro gezielt für die Verbesserung der Ernährungssicherheit in der Sahelzone und in der Tschadseeregion bereitgestellt. Dort leiden schon jetzt Millionen von Menschen unter einer prekären Lage, die sich noch verschlimmern könnte.

Die Unterstützung der EU, die auf der von der EU, dem Sahel- und Westafrika-Club und dem Globalen Netzwerk gegen Ernährungskrisen gemeinsam organisierten hochrangigen Veranstaltung zur Ernährungssicherheit in der Sahelzone und in der Tschadseeregion angekündigt wurde, besteht sowohl aus humanitärer Hilfe als auch aus Maßnahmen, mit denen die Ursachen der Ernährungsunsicherheit in Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Mali, Mauretanien, Niger und Nigeria bekämpft werden.

Der EU-Kommissar für Krisenmanagement Janez Lenarčič erklärte: „Der Bedarf an humanitärer Hilfe in der Sahelzone und in der Tschadseeregion hat in einem nie da gewesenen Ausmaß zugenommen. Mehr als 31 Millionen Menschen werden in diesem Jahr dringend Nahrungsmittelhilfe benötigen. Die Auswirkungen der tragischen Ereignisse in der Ukraine werden eine bereits katastrophale Ernährungskrise noch weiter verschärfen, sodass die Menschen für das schiere Überleben auf Hilfe angewiesen sind. Die EU wird andere humanitäre Krisen in der Welt nicht vernachlässigen und somit auch in diesen afrikanischen Regionen weiterhin humanitäre Hilfe leisten. Humanitäre Hilfe allein reicht jedoch nicht aus. Das erneuerte politische Engagement auf internationaler Ebene ist ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung der Krisenursachen, damit die dringend benötigte längerfristige Resilienz der am stärksten gefährdeten Gemeinschaften erreicht werden kann.“ 

Ein wichtiger Partner der Region bei der Verbesserung der Ernährungssicherheit

Die EU spielt eine zentrale Rolle bei der humanitären Hilfe und bei der Entwicklungszusammenarbeit im Bereich der Ernährungssicherheit und gewährt den Partnerländern umfangreiche finanzielle Unterstützung.

  • Die EU hat bereits 173 Mio. Euro für humanitäre Hilfe bereitgestellt, um den enormen Bedarf an Hilfsleistungen in der Sahelzone und der Tschadseeregion zu decken und vor allem auf die drohende Ernährungsunsicherheit zu reagieren. Heute hat die EU 67 Mio. Euro an zusätzlichen Mitteln angekündigt, sodass der Beitrag für die betroffenen Länder in der Sahelzone und der Tschadseeregion im Jahr 2022 derzeit auf 240 Mio. Euro aufgestockt wird.
  • Die EU hat 654 Mio. Euro für den Zeitraum 2021-2024 in den sieben Ländern bereitgestellt, um die Lebensmittelsysteme nachhaltiger zu machen und die Ursachen der Ernährungsunsicherheit im Rahmen eines umfassenden Ansatzes für humanitäre Hilfe, Entwicklung und Frieden zu bekämpfen. Diese Mittel werden für die langfristige Entwicklungshilfe zur Eindämmung der strukturellen Ernährungskrise eingesetzt.

Bis Ende 2022 wird die EU davon insgesamt 314 Mio. Euro für die genannten sieben Länder bereitstellen. Die EU wird mit regionalen Programmen auch die gesamte, eng verflochtene aus der Sahelzone und Westafrika bestehende Region unterstützen.

Im Interesse einer langfristigen Widerstandsfähigkeit die Ursachen durch ein erneuertes politisches Engagement bekämpfen

Die EU erneuert ihr starkes politisches Engagement für strukturpolitische Maßnahmen und Investitionen zur Bekämpfung der Ursachen von Ernährungskrisen im Rahmen der humanitären, entwicklungs- und friedenspolitischen Dimension.

Damit soll sichergestellt werden, dass die bestehenden Mechanismen an die von sich verändernder Unsicherheit und Instabilität geprägte Region sowie an die komplexen internationalen Gegebenheiten angepasst werden. Zur Beseitigung struktureller Schwachstellen werden u. a. Maßnahmen im Rahmen der sozialpolitischen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimension (Anpassung an den Klimawandel und Klimaschutz, nachhaltige Landwirtschaft sowie Unterstützung agrarökologischer Verfahren, Stärkung der Rolle von Frauen und jungen Menschen, Bildung, soziale Inklusion, Verteilung des Mehrwerts) ergriffen. Langfristig ist es aus sozioökonomischer Sicht für die Region von entscheidender Bedeutung, dass die Resilienz der betroffenen Bevölkerung in der Sahelzone und in Westafrika gestärkt wird.

Hintergrund

Derzeit sind die Sahelzone und Westafrika mit einer beispiellosen Ernährungskrise konfrontiert. Falls keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden, könnten zwischen Juni und August 2022 mehr als 38 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden. Die Grenzgebiete der zentralen Sahelzone und der Tschadseeregion sind am stärksten betroffen. Internationale und lokale Akteure, die sich für die Ernährungssicherheit in der Region einsetzen, haben derzeit mit einer erheblichen Verschlechterung des wirtschaftlichen, politischen und sicherheitspolitischen Umfelds – sowohl aufgrund der Lage vor Ort als auch wegen der Folgen der Invasion Russlands in die Ukraine – zu kämpfen.

Konflikte, wirtschaftliche Schocks (einschließlich COVID-19 und explodierende Nahrungsmittel- und Energiepreise) sowie extreme Wetterereignisse kommen zu anhaltenden Ernährungskrisen überall in der Welt hinzu. 2021 waren weltweit mindestens 195 Millionen Menschen von Ernährungskrisen oder noch bedrohlicheren Situationen betroffen. Dies sind um 25 Prozent mehr Menschen als noch 2020, und die Lage dürfte sich weiter verschlechtern.

Diese erneute Unterstützung, die von der EU für die Ernährungssicherheit in Afrika bereitgestellt wurde, steht im Einklang mit der jüngsten Mitteilung der Kommission mit dem Titel „Gewährleistung der Ernährungssicherheit und Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelsysteme“, die am 23. März 2022 angenommen wurde und in der globale Maßnahmen gefordert werden.

Weitere Informationen:

Vollständige Pressemitteilung

Hochrangiges Treffen zur Ernährungskrise in der Sahelzone und der Tschadseeregion

Mitteilung über die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und die Stärkung der Widerstandsfähigkeit der Lebensmittelsysteme

Pressekontakt: fabian [dot] weberatec [dot] europa [dot] eu (Fabian Weber), Tel.: +49 (0) 30 2280-2250. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
6. April 2022
Autor
Vertretung in Deutschland