Weltweit sind mindestens 205 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen und benötigen dringend Hilfe – das ist der höchste Stand seit Beginn der Aufzeichnungen. Afghanistan, Äthiopien, Nigeria, Südsudan, Somalia und Jemen sind weiterhin von Hunger bedroht.
Vor Beginn des G20-Gipfels in Bali stockt die Kommission ihre Unterstützung für die Bedürftigsten auf: Sie stellt ein humanitäres Hilfspaket in Höhe von 210 Millionen Euro bereit, um den wachsenden Bedarf in 15 Ländern zu decken. Damit beläuft sich die Gesamtunterstützung der EU für die weltweite Ernährungssicherheit zwischen 2020 und 2024 auf bis zu 8 Milliarden Euro.
Der EU-Kommissar für Krisenmanagement, Janez Lenarčič, sagte: „Die EU trägt weiter dazu bei, die Auswirkungen der weltweit um sich greifenden Ernährungsunsicherheit abzufedern, die die bedürftigsten Menschen in besonderem Maße trifft. In mehreren Ländern stehen Millionen von Menschen sogar am Rande einer Hungersnot, und das Ausmaß der Ernährungsunsicherheit hat einen neuen Höchststand erreicht. Russlands Krieg in der Ukraine zieht weltweite Auswirkungen nach sich, durch die die bereits katastrophale Lage enorm verschärft wird. Die Europäische Union wird weiterhin alles in ihrer Macht Stehende tun, um Menschen in Not überall zu helfen. Diese neuen Mittel werden es uns ermöglichen, dringend benötigte Soforthilfe für Menschen zu leisten, die von Krisen unter anderem in Afghanistan, Jemen und Somalia betroffen sind.“
Die Mittel sollen folgendermaßen verwendet werden:
- West- und Zentralafrika: Für Ernährungssicherung sowie Schutz, Nährstoffversorgung und Existenzsicherung werden folgende Mittel bereitgestellt: 2 Millionen Euro in Burkina Faso, 1 Millionen Euro in Mali, 2 Millionen Euro in Niger, 1 Millionen Euro in Tschad und 4 Millionen Euro in der Zentralafrikanischen Republik.
- Östliches und südliches Afrika: In Sudan werden 9 Millionen Euro bereitgestellt, um die betroffenen Bevölkerungsgruppen durch die Sicherung einer lebensrettenden Grundversorgung und Schutzmaßnahmen zu unterstützen. In Südsudan werden Mittel in Höhe von 6 Millionen Euro dazu beitragen, mehr humanitäre Soforthilfe zu leisten. In Äthiopien werden Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro in den Bereichen Nahrungsmittelsoforthilfe und Nährstoffversorgung, Unterstützung zur Sicherung der Existenzgrundlagen sowie Wasser- und Sanitärversorgung bereitgestellt. In Somalia sind Mittel in Höhe von 10 Millionen Euro vorrangig für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen vorgesehen.
- Naher Osten: In Jemen werden 35 Millionen Euro für Nahrungsmittelhilfe für die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen im Norden und Süden des Landes eingesetzt. In Syrien werden die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen mit Nahrungsmittelhilfe im Umfang von 15 Millionen Euro unterstützt. In Libanon werden 5 Millionen Euro zur Unterstützung schutzbedürftiger Flüchtlinge und örtlicher Gemeinschaften bei der Deckung ihrer Grundbedürfnisse eingesetzt.
- Afghanistan: Mittel in Höhe von 75 Millionen Euro für die regionale Krise in Afghanistan werden dazu beitragen, die dramatische Ernährungslage zu verbessern, in der schätzungsweise 24 Millionen Menschen Hilfe benötigen, und einen Teil des winterbedingten Bedarfs sowie des Bedarfs im Zusammenhang mit den jüngsten Naturkatastrophen in dem Land zu decken.
- Lateinamerika: Mit Mitteln in Höhe von 30 Millionen Euro für die regionale Krise in Venezuela soll der dringendste Bedarf der Bevölkerung sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes (insbesondere in Kolumbien, Ecuador und Peru) gedeckt werden. Im zentralamerikanischen Trockenkorridor werden 5 Millionen Euro für Ernährungshilfe und Nährstoffversorgung, Gesundheitsdienste, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Schutzmaßnahmen bereitgestellt.
Zusätzlich zu den heute angekündigten Mitteln hat die Europäische Kommission bereits weitere 175 Millionen Euro an humanitärer Hilfe bereitgestellt, um die Bedürftigsten in der Ukraine und Moldau zu unterstützen. EU-Kommissar Lenarčič hatte diese Mittel während seines Besuchs in Kiew am 19. Oktober angekündigt. Darüber hinaus wurden für Pakistan 10 Millionen Euro als Reaktion auf die jüngsten Sturzfluten bereitgestellt, die erhebliche Auswirkungen auf die Ernährungssituation und die Lebensgrundlagen der betroffenen Gemeinschaften hatten.
Hintergrund
Die EU und ihre Mitgliedstaaten sind die weltweit führenden Geber humanitärer Hilfe. Die EU leistet Ernährungshilfe zur Vorsorge, aber auch während und nach humanitären Krisen. Die von der EU finanzierte humanitäre Hilfe wird in Partnerschaft mit UN-Organisationen, internationalen Organisationen und NRO abwickelt und erstreckt sich u. a. auf folgende Bereiche: ausreichende und ausgewogene Ernährung, Unterkünfte, Gesundheitsversorgung, Wasser- und Sanitärversorgung sowie Bildung in Notsituationen.
Mit ihrer humanitären Ernährungshilfe will die EU gewährleisten, dass die besonders bedürftigen, am stärksten vom Hunger betroffenen Gruppen in Krisensituationen mit ausreichenden und nahrhaften Nahrungsmitteln versorgt werden. Im Jahr 2022 erreichte die Ernährungsunsicherheit sowohl in Bezug auf ihren Umfang als auch auf den Schweregrad ein beispielloses Ausmaß. Laut dem Weltbericht zu Ernährungskrisen (Global Report on Food Crises) sind derzeit mindestens 205 Millionen Menschen akut von Ernährungsunsicherheit betroffen und dringend auf Hilfe angewiesen. Dieser Höchstwert liegt doppelt so hoch wie 2016. Afghanistan, Äthiopien, Nigeria, Südsudan, Somalia und Jemen sind weiterhin von Hunger bedroht.
Bei der Ernährungsunsicherheit war in den letzten fünf Jahren ein alarmierender Trend zu beobachten, hauptsächlich bedingt durch Konflikte, wirtschaftliche Schocks (vielfach im Zusammenhang mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie) und den Klimawandel. Die Lage wurde durch die russische Invasion der Ukraine wegen ihrer Auswirkungen auf die Lebensmittel-, Energie- und Düngemittelpreise sowie durch Unterbrechungen der Lieferkette dramatisch verschärft.
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 14. November 2022
- Autor
- Vertretung in Deutschland