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Vertretung in Deutschland
  • Presseartikel
  • 7. November 2016
  • Vertretung in Deutschland
  • Lesedauer: 3 Min

EU-Bildungsbericht: Mitgliedstaaten müssen mehr für Inklusion und Integration tun

Die EU-Mitgliedstaaten müssen ihre Bildungssysteme bedarfsorientierter und inklusiver gestalten, besonders mit Blick auf die Integration von Zuwanderern. Das zeigt der heute (Montag) veröffentlichte Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung...

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(07.11.2016) – In diesem Bericht analysiert die Europäische Kommission, wo die Europäische Union und die nationalen Systeme derzeit stehen; sie zeigt auf, dass die Mitgliedstaaten die doppelte Herausforderung bewältigen müssen, für angemessene Finanzinvestitionen zu sorgen und jungen Menschen – auch Flüchtlingen und Migranten – unabhängig von ihrem Hintergrund ein hochwertiges Bildungsangebot zu machen.

Navracsics hob in seiner Pressekonferenz die besonderen Anstrengungen hervor, die von Deutschland zur Unterstützung von Migranten und Flüchtlingen im Bildungsbereich unternommen werden. „Es gibt ermutigende Beispiele einiger Länder, die spezifische Unterstützung für Flüchtlinge und Migranten bereitstellen“, sagte Navracsics. „In Deutschland gibt es Diskussionen darüber, mehr als 40.000 neue Lehrer und Tausende Sozialarbeiter einzustellen, um rund 300.000 neue Plätze im Bildungssystem von der frühkindlichen Bildung und Betreuung und Erziehung hin zur Berufsbildung zu schaffen.“

Deutschland hat seine Ergebnisse im Vergleich zu den vorherigen Jahren verbessert. Dieser Trend betrifft auch benachteiligte Gruppen. Dennoch hat die sozio-ökonomische Herkunft weiterhin einen erheblichen Einfluss auf die Bildungsergebnisse.

Im Jahr 2015 betrug der Anteil früher Schul- und Ausbildungsabgänger (18-24 Jahre) in Deutschland 10,1 Prozent und lag damit knapp unter dem EU-Durchschnitt von 11 Prozent. Hier hat Deutschland sich im Vergleich zu 2012 um 0,4 Prozentpunkte verbessert. Positiv schneidet Deutschland im EU-Vergleich außerdem bezüglich der Beschäftigungsrate von Absolventen ab. Hier lag 2015 der Wert für Deutschland bei 90,4 Prozent und damit 1,5 Prozentpunkte höher als 2012. Der EU-Durchschnittswert lag 2015 dagegen bei nur 76,9 Prozent.

Dagegen gibt es in Deutschland noch Aufholbedarf was das lebenslange Lernen von Erwachsenen betrifft. Hier hat sich Deutschland seit 2012 nur um 0,2 Prozentpunkte verbessert und liegt mit 8,1 Prozent im Jahr 2015 unter dem EU-Durchschnitt von 10,7 Prozent.

Dem Bericht zufolge muss auch Deutschland mehr in sein Bildungswesen investieren. Ein Problem ist zunehmende Bedeutung der sozio-ökonomischen Herkunft für den Bildungserfolg. Das zeigt sich etwa an einem deutlichen Anstieg von Privatschulen, an denen vor allem privilegierte Bevölkerungsschichten ausgebildet werden. Auch der Fachkräftemangel stelle eine Herausforderung für Deutschland dar. Obwohl das duale Ausbildungssystem gut etabliert sei, reiche es in bestimmten Regionen nicht aus, um genügend Auszubildende anzuziehen. Auch vor diesem Hintergrund müsse Deutschland die häufig jungen und gut ausgebildeten Flüchtlinge und Migranten im Bildungsbereich besser integrieren.

Der Bericht macht deutlich, dass Bildung ein starker Integrationsfaktor für junge Menschen mit Migrationshintergrund ist. Diese erzielten jedoch nach wie vor schlechtere Ergebnisse als im Land geborene Jugendliche. 2015 war in dieser Gruppe die Quote der frühen Schulabgänger höher (19 Prozent) und die der tertiären Bildungsabschlüsse geringer (36,4 Prozent) als unter den einheimischen Jugendlichen (10,1 Prozent bzw. 39,4 Prozent). Die Mitgliedstaaten müssten daher ihre Anstrengungen verstärken müssen – vor allem angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen und Migranten, die in die EU kommen (1,25 Millionen im Jahr 2015 gegenüber 400 000 im Jahr 2013). Etwa 30 Prozent der Neuangekommenen sind unter 18 und die Mehrzahl ist jünger als 34 Jahre. Für diese Menschen sei Bildung angesichts ihres jungen Alters ein äußerst wirksames Instrument zur Förderung ihrer gesellschaftlichen Integration.

Der Anzeiger für die allgemeine und berufliche Bildung 2016 ist die fünfte Auflage eines von der Kommission jährlich veröffentlichten Berichts, der anhand einer Vielzahl von Daten aufzeigt, wie sich die Systeme der allgemeinen und beruflichen Bildung in Europa entwickeln. Darin werden die Fortschritte gemessen, die Europa bei der Verwirklichung der Bildungsziele innerhalb der Europa-2020-Kernziele (im Rahmen der übergeordneten EU-Strategie für Wachstum und Beschäftigung) macht. Außerdem werden die Hauptherausforderungen für die europäischen Bildungssysteme analysiert und Maßnahmen erläutert, mit denen diese Systeme besser auf die Erfordernisse der Gesellschaft und des Arbeitsmarktes zugeschnitten werden können. Der Bericht enthält einen Ländervergleich und 28 ausführliche Länderberichte.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung

Bericht und Faktenblätter zu den einzelnen Staaten

Pressekontakt: Gabriele Imhoff

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
7. November 2016
Autor
Vertretung in Deutschland