Die europäische Industrie hat 2022 erheblich mehr in Forschung und Entwicklung investiert. Der EU-Anzeiger für Investitionen in Forschung und Entwicklung (FuE) 2023 zeigt, dass der Zuwachs der privaten FuE-Investitionen in der EU einen Höchststand seit 2015 erreicht hat. Mit 13,6 Prozent im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 hat er sich mehr als verdoppelt. Im Vergleich dazu sank in China dieser Wert von über 25 Prozent auf kaum mehr als 16 Prozent, und die US-Unternehmen haben ihre FuE-Investitionen von 16 Prozent auf 12,6 Prozent zurückgefahren.
Acht Unternehmen aus Deutschland unter den Top-50 FuE-Investoren
Unter den Top-50 Investoren des Anzeigers sind acht Unternehmen aus Deutschland: Volkswagen (Rang 6 auf der Liste), Mercedes-Benz (18), Robert Bosch (23), BMW (25), Bayer (31), SAP (34), Siemens (38) und Boehringer (41). Insgesamt sind zwölf der Top-50 Investoren in der EU angesiedelt. Angeführt wird die Liste von den US-Konzernen Alphabet, Meta und Microsoft.
Iliana Ivanova, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, sagte: „Trotz schwieriger Zeiten erhöht die europäische Industrie ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung in einer Vielzahl von Sektoren stetig. Dies ist sehr ermutigend. Investitionen in Forschung und Innovation sind der Schlüssel für den Erfolg Europas im globalen Technologiewettlauf.“
Neuer Rekord bei den gesamten FuE-Investitionen
Die 2.500 weltweit größten vom Anzeiger erfassten FuE-Investoren haben FuE-Gesamtinvestitionen in Rekordhöhe (fast 1.25 Billionen Euro) getätigt, was einem Plus von 141 Milliarden Euro gegenüber 2021 entspricht. Insgesamt haben US-Unternehmen einen Anteil von über 42 Prozent an den FuE-Investitionen der 2.500 größten Unternehmen, die in FuE investieren, während die EU und China (mit Anteilen von 17,5 Prozent bzw. 17,8 Prozent) dahinter fast gleichauf liegen.
EU in der Automobilindustrie stark aufgestellt, IKT und Biotechnologie werden immer wichtiger
Auf die Hersteller von Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), IKT-Dienstleistungen, den Gesundheitssektor und die Automobilindustrie entfallen über drei Viertel der FuE-Investitionen von im Anzeiger erfassten Unternehmen.
IKT-Hersteller und IKT-Dienstleister machen über ein Drittel der in FuE investierenden Unternehmen aus und tätigen 43 Prozent der weltweiten FuE-Investitionen, was die zunehmende Bedeutung der Digitalisierung unterstreicht. Die IKT-Hersteller stellen die größte in FuE investierende Branche dar, im IKT-Dienstleistungssektor wiederum war der Zuwachs in den letzten zehn Jahren am höchsten.
Der Gesundheitssektor kann ein Fünftel der weltweiten FuE-Investitionen und die höchste Zahl an Einzelunternehmen unter den weltweit führenden FuE-Investoren vorweisen. Sein starkes Wachstum der letzten Jahre verdankt er in erster Linie den neuen Biotechnologie-Unternehmen, die hauptsächlich in den USA angesiedelt sind. Die Investitionen der EU-Pharmaunternehmen sind ähnlich rasch gestiegen wie bei den US-Unternehmen, liegen jedoch nach wie vor lediglich bei nur rund der Hälfte des in den USA bei den FuE-Investitionen erreichten Niveaus.
Die EU rangiert weiterhin weltweit bei den FuE-Investitionen in der Automobilindustrie an erster Stelle (42,2 Prozent). Dahinter folgen Japan und die USA mit jeweils 19,5 Prozent sowie China (12,8 Prozent). In China hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der auf dieser Rangliste vertretenen Automobilunternehmen verdoppelt. In technologischer Hinsicht ist die EU bei hochwertigen grünen Patenten (68 Prozent) und sauberen Verkehrstechnologien (29 Prozent) führend, dicht gefolgt von Japan und den USA (jeweils 27 Prozent).
EU: Breite Verteilung über Sektoren hinweg
367 der 2 500 weltweit führenden FuE-Investoren haben ihren Sitz in 17 Ländern der EU. Die Hälfte der Unternehmen ist in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden ansässig, wo 73 Prozent des Anteils an den privaten FuE-Investitionen in der EU konzentriert sind.
Die sektorbezogene Verteilung in der EU zeigt, dass die Investoren in den verschiedensten Sektoren vertreten sind, was auf eine stärkere Diversifizierung als in den USA hindeutet. Auf die Automobilindustrie entfallen 32 Prozent der FuE-Investitionen, auf den Gesundheitssektor 19,7 Prozent, die IKT-Hersteller 14,4 Prozent und die IKT-Dienstleistungen 8 Prozent. FuE-Investoren sind außerdem in der Luft- und Raumfahrt, dem Verteidigungs-, Finanz-, Energie- und Chemiesektor sowie im Bauwesen stark vertreten.
18 Prozent der 1.000 größten FuE-Investoren in der EU sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU), zwei Drittel von ihnen sind im Gesundheitssektor tätig.
Stabile FuE-Investitionen und Nachhaltigkeit
Der Anzeiger 2023 belegt, dass Unternehmen auch in Krisenzeiten weiterhin in FuE investiert haben. Daraus lässt sich ablesen, dass Investitionen dieser Art eine strategische Bedeutung für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit zugeschrieben wird.
Krisenbedingt hat sich der CO2-Fußabdruck der durch den Anzeiger erfassten Unternehmen schneller verringert, wobei europäische Unternehmen diesbezüglich führend sind. EU-Unternehmen haben während des gesamten untersuchten Zeitraums ein bemerkenswertes Maß an ökologischer Verantwortung an den Tag gelegt.
Hintergrund
Der EU-Anzeiger für FuE-Investitionen der Industrie wird seit 2004 jährlich veröffentlicht, und erreicht somit seine 20. Auflage. Er bietet die aktuellsten Wirtschafts- und Finanzinformationen auf der Grundlage der zuletzt veröffentlichten geprüften Abschlüsse der 2.500 weltweit größten FuE-Investoren. Darunter sind auch die 1.000 größten in der EU ansässigen Investoren, auf die 80 bis 90 Prozent der weltweiten privaten FuE-Finanzierung entfielen. Die Unternehmen, die im Anzeiger erfasst sind, haben ihren Sitz in 42 Ländern in aller Welt und unterhalten über eine Million Tochtergesellschaften.
Europäischer Investitionsrat erhöht Förderung für Deep-Tech-Unternehmen
Mit dem von der Kommission angenommenen Arbeitsprogramm 2024 des Europäischen Innovationsrats (EIC) werden Finanzierungsmöglichkeiten im Wert von mehr als 1,2 Milliarden Euro verfügbar gemacht. Der überwiegende Teil davon ist KMU und Start-up-Unternehmen gewidmet, um „Deep-Tech“-Innovationen in kritischen Bereichen wie generativer künstlicher Intelligenz (KI), Weltraum, kritische Rohstoffe, Halbleiter und Quantentechnologien zu entwickeln und auszubauen. Dies steht im Einklang mit dem Beschluss der Kommission, mit dem die Umstrukturierung des EIC-Fonds abgeschlossen und dieser eine Kapitalzuführung in Höhe von 585 Millionen Euro erhalten wird, um in vom EIC ausgewählte Unternehmen zu investieren, wodurch mehr als 2 Millarden Euro an neuen Investitionen mobilisiert werden.
Weitere Informationen:
Pressemitteilung: EU-Unternehmen haben 2022 den FuE-Investitionszuwachs verdoppelt
Anzeiger für Investitionen der Industrie
Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.
Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageerlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 14. Dezember 2023
- Autor
- Vertretung in Deutschland