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Vertretung in Deutschland
Pressemitteilung23. August 2022Vertretung in DeutschlandLesedauer: 5 Min

Kommission schlägt Ostsee-Fangquoten für 2023 vor: Mehr Hering und Scholle, keine Änderung bei Lachs und Dorsch-Beifang

Fischkutter Nordsee
dpa Bildfunk

Die Europäische Kommission schlägt vor, die Fangquoten für Hering und Scholle in der mittleren Ostsee im kommenden Jahr zu erhöhen. Die geltenden Fangmöglichkeiten für Lachs und Dorsch-Beifänge in der westlichen und östlichen Ostsee sowie von Hering in der westlichen Ostsee sollten beibehalten werden, für die verbleibenden vier Bestände sollten sie sinken. Virginijus Sinkevičius, Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei, erklärte: „Der schlechte ökologische Zustand der Ostsee macht mir weiterhin Sorgen. Wir alle müssen Verantwortung übernehmen und gemeinsam handeln. Nur so können wir künftig wieder auf gesunde Fischbestände zählen. Und nur so können unsere Fischerinnen und Fischer in der Region ihren Lebensunterhalt wieder bestreiten.“

Trotz einiger Verbesserungen sei weiterhin ersichtlich, welche negativen Auswirkungen die Eutrophierung in Verbindung mit der langsamen Reaktion bei der Bewältigung dieser Herausforderung hat, erklärte Sinkevičius.

Auf Grundlage des Kommissionsvorschlags werden die EU-Länder für die wichtigsten kommerziell genutzten Fischarten festlegen, wie viel Fisch in der Ostsee im kommenden Jahr höchstens gefangen werden darf. Voraussichtlich am 17. und 18. Oktober werden die für Fischerei zuständigen Ministerinnen und Minister darüber beraten.

Zustand der Fischbestände in der Ostsee

In den zurückliegenden zehn Jahren haben die Fischerinnen und Fischer, die Industrie und die Behörden in der EU erhebliche Anstrengungen unternommen, um die Fischbestände in der Ostsee wiederaufzufüllen. In den Fällen, in denen vollständige wissenschaftliche Gutachten vorlagen, wurden bereits Fangmöglichkeiten im Einklang mit dem Grundsatz des höchstmöglichen Dauerertrags (MSY) festgelegt. Dies trifft auf sieben von acht Beständen zu, die mengenmäßig 95 Prozent der Anlandungen ausmachen.

Allerdings sind mehrere kommerziell genutzte Bestände erheblichen Umweltbelastungen ausgesetzt, da sie aufgrund der Verschlechterung der Umgebungsbedingungen ihre Lebensräume verlieren. Dies gilt für Dorsch in der westlichen und östlichen Ostsee, Hering in der westlichen Ostsee und die zahlreichen Lachsbestände sowohl in der südlichen Ostsee als auch in den Flüssen der südlich der Ostsee gelegenen EU-Mitgliedstaaten.

Die heute vorgeschlagenen zulässigen Gesamtfangmengen (TACs) beruhen auf den besten verfügbaren und durch Fachleute geprüften wissenschaftlichen Gutachten des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) und folgen dem mehrjährigen Bewirtschaftungsplan für die Ostsee‚ der 2016 vom Europäischen Parlament und vom Rat angenommen wurde. Einzelheiten sind der Tabelle weiter unten zu entnehmen. 

Dorsch

Für Dorsch in der östlichen Ostsee schlägt die Kommission vor, die TAC für unvermeidbare Beifänge und alle flankierenden Maßnahmen entsprechend den Fangmöglichkeiten für 2022 beizubehalten. Trotz der seit 2019 ergriffenen Maßnahmen, als die Wissenschaft erstmals wegen des sehr schlechten Zustands des Bestands Alarm schlug, hat sich die Lage bislang nicht verbessert.

Der Zustand von Dorsch in der westlichen Ostsee hat sich leider verschlechtert, und die Biomasse ist 2021 auf einen historischen Tiefstand gesunken. Die Kommission verfolgt daher einen vorsichtigen Ansatz und schlägt vor, die TAC für unvermeidbare Beifänge und alle flankierenden Maßnahmen entsprechend den Fangmöglichkeiten für 2022 beizubehalten.

Hering

Die Bestandsgröße von Hering in der westlichen Ostsee liegt weiterhin unterhalb biologisch sicherer Grenzen, und die Wissenschaft empfiehlt im fünften Jahr in Folge, die Befischung von Hering in der westlichen Ostsee einzustellen. Die Kommission schlägt daher vor, lediglich eine kleine TAC für unvermeidbare Beifänge zuzulassen und alle flankierenden Maßnahmen entsprechend den Fangmöglichkeiten für 2022 beizubehalten.

Was Hering in der mittleren Ostsee betrifft, bleibt die Kommission vorsichtig; sie schlägt eine Erhöhung um 14 Prozent vor. Dies steht im Einklang mit dem ICES-Gutachten, da die Bestandsgröße noch immer kein gesundes Niveau erreicht hat und eine mögliche Erholung ausschließlich auf neugeborenen Fischen beruht, deren Menge ungewiss ist. Ebenfalls im Einklang mit dem ICES-Gutachten schlägt die Kommission vor, die TAC für Hering im Bottnischen Meerbusen um 28 Prozent zu verringern, da der Bestand kaum noch über dem Wert liegt, bei dessen Unterschreiten die Nachhaltigkeit nicht mehr gegeben ist. Schließlich schlägt die Kommission vor, die TAC für Hering im Rigaischen Meerbusen entsprechend dem ICES-Gutachten um 4 Prozent zu senken.

Scholle

Während gemäß dem ICES-Gutachten eine deutliche Erhöhung möglich wäre, bleibt die Kommission vorsichtig, um vor allem Dorsch zu schützen, der in der Schollenfischerei als unvermeidbarer Beifang gefangen wird. In Kürze sollen neue Vorschriften in Kraft treten, die die Verwendung neuer Fanggeräte vorschreiben, wodurch es zu erheblich weniger Beifängen von Dorsch kommen dürfte. Die Kommission schlägt daher vor, die TAC-Erhöhung auf 25 Prozent zu begrenzen.

Sprotte

Der ICES empfiehlt eine Kürzung bei Sprotte, da diese ein Beutefisch für Dorsch ist, dessen Bestände in schlechtem Zustand sind. Die Kürzung ist also nötig, damit sich die Dorschbestände erholen können. Außerdem gibt es Hinweise auf Falschmeldungen bei Sprotte, deren Bestände sich in einem prekären Zustand befinden. Daher bleibt die Kommission vorsichtig und schlägt vor, die TAC um 20 Prozent zu senken, womit sie im unteren Bereich der Spanne für den höchstmöglichen Dauerertrag (MSY) liegt. 

Lachs

Der Zustand der verschiedenen Flusslachspopulationen im Hauptbecken ist sehr unterschiedlich: Einige sind sehr schwach, andere dagegen gesund. Um das MSY-Ziel zu erreichen, empfahl der ICES im vergangenen Jahr, alle Lachsfischereien im Hauptbecken einzustellen. Gemäß dem Gutachten wäre es akzeptabel, in den Küstengewässern des Bottnischen Meerbusens und der Ålandsee die Fischerei während des Sommers fortzusetzen. Die ICES-Empfehlung bleibt in diesem Jahr unverändert, sodass die Kommission vorschlägt, die TAC und alle flankierenden Maßnahmen entsprechend den Fangmöglichkeiten für 2022 beizubehalten. 

Hintergrund

Der Vorschlag für die Fangmöglichkeiten ist Teil der Strategie der Europäischen Union, das Niveau der Fänge bis 2020 an langfristige Nachhaltigkeitsziele – die Erreichung des sogenannten höchstmöglichen Dauerertrags (MSY) – anzupassen, wie vom Rat und vom Europäischen Parlament im Rahmen der Gemeinsamen Fischereipolitik vereinbart. Der Kommissionsvorschlag steht auch im Einklang mit den in der Mitteilung der Kommission „Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Fischerei in der EU: Sachstand und Leitlinien für 2023“ dargelegten politischen Zielen und mit dem Mehrjahresplan für die Bestände von Dorsch, Hering und Sprotte in der Ostsee.

Weitere Informationen

Vollständige Pressemitteilung inklusive Tabelle mit den detaillierten Vorschlägen (deutsche Übersetzung folgt)

Fragen und Antworten zu den Fangmöglichkeiten in der Ostsee für 2023

Vorschlag für eine Verordnung des Rates zur Festsetzung der Fangmöglichkeiten für bestimmte Fischbestände und Bestandsgruppen in der Ostsee für 2023 und zur Änderung der Verordnung (EU) 2022/109 betreffend bestimmte Fangmöglichkeiten in anderen Gewässern – COM/2022/415

Pressekontakt: claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske), +49 (30) 2280-2190. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
23. August 2022
Autor
Vertretung in Deutschland