
(12.12.2016) – Die Daten machen deutlich, dass die Oberflächenwasserressourcen in einigen Regionen Asiens erheblich zurückgegangen sind, obwohl sie weltweit insgesamt zugenommen haben. Viele dieser Veränderungen stehen im Zusammenhang mit menschlichen Tätigkeiten wie der Errichtung von Staudämmen, Flussbettverlagerungen und einer unregulierten Wassernutzung. Andere Veränderungen sind durch Auswirkungen des Klimawandels wie Dürren oder das beschleunigte Schmelzen von Schnee und Gletschern durch gestiegene Temperaturen und stärkere Niederschläge bedingt.
EU-Kommissar Tibor Navracsics, zuständig für die Gemeinsame Forschungsstelle, erklärte anlässlich der heutigen Inbetriebnahme: „Diese neue Anwendung ist eine Goldgrube. Satelliten generieren sekündlich riesige Datenmengen. Allerdings stellt die Umwandlung von Daten in Wissen seit jeher eine Herausforderung dar. Durch diese Initiative von der Gemeinsamen Forschungsstelle und Google Earth Engine können Satellitendaten für eine nutzerfreundliche Anwendung eingesetzt werden, die nicht nur für Bürgerinnen und Bürger zugänglich ist, sondern auch politischen Entscheidungsträger in der gesamten EU und weltweit dabei hilft, fundierte Entscheidungen zu treffen.“
Die in den Karten enthaltenen Informationen werden helfen, bessere Maßnahmen zur Verhinderung und Eindämmung von Überschwemmungen, Wasserknappheit und Dürren, die in einigen Teilen der EU immer häufiger auftreten, zu entwickeln und zu überwachen. Sie können darüber hinaus auch Teil des Beitrags der EU zu multilateralen Umweltabkommen wie dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen sein oder zur Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung beitragen.
In ganz Europa haben Oberflächengewässer zugenommen; dies geht zurück auf die Errichtung von Staudämmen und Veränderungen in der Bewirtschaftung und Speicherung des Wassers zurückgeht. Allerdings sind die Vorkommen in einigen Teilen Asiens erheblich zurückgegangen. Über 70 Prozent der Nettoverluste sind in nur fünf Ländern, nämlich Kasachstan, Usbekistan, Iran, Afghanistan und Irak zu verzeichnen.
Weltweit sind fast 90 000 km² – eine Fläche von der Größe Portugals – ganz verschwunden und über 72 000 km² sind nicht mehr ganzjährig, sondern nur für einige Monate im Jahr vorhanden. Diese Verluste sind im Hinblick auf die Sicherheit der Wasserversorgung und die grenzüberschreitende Wasserbewirtschaftung besorgniserregend. Bedingt sind sie durch Faktoren wie unregulierte Wassernutzung, Dürren und die Errichtung von Staudämmen, die die Fließgeschwindigkeit und -richtung von Flüssen verändern.
Hintergrund
Die Karten wurden von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des wissenschaftlichen Dienstes der Europäischen Kommission, der Gemeinsamen Forschungsstelle, und den für das Projekt „Earth Engine“ verantwortlichen Google-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern erstellt. Auf der Grundlage von über drei Millionen Satellitenaufnahmen, die zwischen 1984 und 2015 aufgenommen wurden (1823 Terabyte Daten), generierte das Team auf 10 000 parallel laufenden Computern die Karten.
Die einzelnen Bilder wurden zu einer Reihe von Weltkarten mit einer Auflösung von bis zu 30 Metern zusammengefügt, in denen die Nutzer in der Zeit zurückscrollen können, um weltweit die Veränderungen bei Lage und Vorkommen von Oberflächengewässern für einzelne Regionen oder für ein bestimmtes Gebiet nachzuvollziehen. Die Karten sind für alle Nutzer kostenlos über die Google Earth Engine-Plattform zugänglich.
Dieses Projekt stellt auch einen Beitrag zum Copernicus Global Land Service dar, dem weltweiten Landüberwachungsdienst des Copernicus-Programms, das einen kostenlosen und freien Zugang zum gesamten Datensatz bietet. Die Copernicus-Satelliten Sentinel-1 und Sentinel-2 werden zudem zusätzliche Radar- und optische Satellitenbilder aufnehmen, durch die die Detailtreue und Genauigkeit der in dem Global Surface Water Explorer enthaltenen Informationen zukünftig weiter verbessert werden können.
Am 7. Dezember wurden die interaktiven Karten erstmals in einem Artikel in der Wissenschaftszeitschrift Nature vorgestellt.
Weitere Informationen:
Informationsblatt zum Global Surface Water Explorer
Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820
Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageerlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.
Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 12. Dezember 2016
- Autor
- Vertretung in Deutschland