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Vertretung in Deutschland
Pressemitteilung12. Juli 2022Vertretung in DeutschlandLesedauer: 4 Min

Pandemie: Junge Menschen am stärksten von Arbeitsplatzverlusten betroffen

Student.

Wie sich die Corona-Pandemie auf die wirtschaftliche und soziale Situation von Jugendlichen in Europa auswirkt, zeigt der von der EU-Kommission veröffentlichte jährliche Bericht über die Beschäftigung und die sozialen Entwicklungen in Europa. Junge Menschen (unter 30 Jahren) sind durch die von der COVID-19-Pandemie ausgelösten Wirtschaftskrise mit am stärksten betroffen. Für sie ist es weiterhin schwierig, einen Arbeitsplatz zu finden oder einen Arbeitsplatz zu finden, der ihren Fähigkeiten und Erfahrungen entspricht.

Dem Kommissar für Beschäftigung und soziale Rechte, Nicolas Schmit, zufolge sind viele junge Menschen in Europa gut ausgebildet, verfügen über digitale Fähigkeiten und interessieren sich aktiv für ökologische Fragen. Dies könne ihnen helfen, die Chancen des Aufschwungs und des digitalen und grünen Übergangs zu nutzen. „2022 ist das Europäische Jahr der Jugend, denn die EU will jungen Menschen zuhören und dafür sorgen, dass sie es im Leben zu etwas bringen. Das bedeutet auch, dass wir jungen ukrainischen Kriegsflüchtlingen unser Bildungssystem und unseren Arbeitsmarkt öffnen.“

Konkrete Ergebnisse des Berichts:

  • Die Erholung von Corona erfolgte uneinheitlich. Junge Menschen (unter 30 Jahren) haben nach wie vor Probleme, einen Job bzw. einen Job, der ihren Fähigkeiten und Neigungen entspricht, zu finden. Während die Jugendarbeitslosigkeit 2021, insbesondere gegen Jahresende, zurückging, blieb sie um einen Prozentpunkt höher als vor der Krise (2019). Von den Erwerbstätigen hatte fast jeder zweite junge Mensch (45,9 Prozent) einen Zeitvertrag, von Arbeitnehmern über 30 Jahren dagegen nur 10,2 Prozent.
  • Im Schnitt sind junge Menschen eher in einer schwierigen sozialen und finanziellen Lage. Bereits vor der Pandemie war das Einkommen junger Menschen volatiler als das älterer Arbeitnehmer/innen. Haushalte junger Menschen waren öfter von Armut betroffen, auch wenn es innerhalb der EU deutliche Unterschiede gibt. Junge Menschen hatten Schwierigkeiten, Fixkosten wie Rechnungen und Miete zu decken. 61 Prozent hatten Sorge, in den nächsten zehn Jahren angemessenen Wohnraum zu finden oder beibehalten zu können.
  • Die Schwierigkeiten hängen vom Bildungsniveau und vom sozioökonomischen Hintergrund ab. Bei jungen Menschen mit Sekundarschulabschluss ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nicht ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme finden, um 19 Prozentpunkte geringer als bei jungen Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau. Bei solchen mit tertiärem Bildungsabschluss ist dieses Risiko um 28 Prozentpunkte niedriger. Junge Menschen aus benachteiligten Verhältnissen finden noch seltener ins Berufsleben oder in eine Bildungsmaßnahme.
  • Für junge Frauen sieht die Sache anders aus als für junge Männer. Im Schnitt verdienen junge Frauen in der EU 7,2 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Kluft wird mit zunehmendem Alter breiter. Auf EU-Ebene ist nur ein kleiner Teil dieses Lohngefälles – 0,5 Prozentpunkte – auf Bildungsabschluss, Berufswahl, Berufserfahrung oder die Form des Arbeitsvertrags zurückzuführen.

Erfolgreiche EU-Maßnahmen für junge Menschen

Der ESDE-Bericht liefert faktengestützte Analysen, wie die Herausforderungen junger Menschen bewältigt werden können. Vor allem beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen sollen:

  • junge Menschen in Lohn und Brot bringen,
  • jungen Menschen ermöglichen, Kompetenzen zu erwerben,
  • Mobilität als Grundstein für ein erfolgreiches und krisenfestes Berufsleben fördern,
  • junge Menschen vor Risiken wie Arbeitslosigkeit, Krankheit, Armut oder Verschuldung bewahren,
  • junge Menschen beim Aufbau von Wohlstand und Vermögen unterstützen.

Weitere EU-Initiativen für junge Menschen sind in Vorbereitung. 2023 will die Kommission die Empfehlung des Rates zu einem Qualitätsrahmen für Praktika, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen, unter die Lupe nehmen. Eine hochrangige Gruppe prüft derzeit, wie auch junge Menschen sozial besser abgesichert werden können. Die Ergebnisse dürften Anfang nächsten Jahres vorliegen.

Hintergrund

Der Jahresbericht zur Beschäftigung und sozialen Lage in Europa (ESDE) ist ein Vorzeigeprojekt der EU-Kommission in Sachen Beschäftigung und Soziales. Er enthält aktuelle Wirtschaftsanalysen sowie diesbezügliche Vorschläge für politisches Handeln.

Die EU unterstützt junge Menschen bereits durch viele Initiativen, z.B.:

Die Jugendgarantie, einschließlich der Beschäftigungsinitiative für junge Menschen. Seit 2014 haben mehr als 36 Millionen junge Menschen, die im Rahmen der Jugendgarantie registriert waren, ein Angebot für eine Beschäftigung, eine Weiterbildung, eine Lehrstelle und/oder ein Praktikum erhalten.

Der Europäische Sozialfonds Plus (ESF+) ist das wichtigste Instrument der EU für Investitionen in Menschen, einschließlich der Förderung der Jugendbeschäftigung. 

Das neue EU-Austauschprogramm ALMA (Aim, Learn, Master, Achieve) zielt auf benachteiligte junge Menschen ab, die nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung sind und bietet ihnen die Möglichkeit, Berufserfahrung im Ausland zu sammeln.

Das mit 100 Milliarden Euro ausgestattete Europäische Kurzarbeitsprogramm (SURE) wurde im April 2020 eingeführt, um die Auswirkungen der Pandemie auf die EU-Arbeitsmärkte, auch für junge Menschen, zu bekämpfen. Im Jahr 2020 wurden damit rund 31 Millionen Menschen und 2,5 Millionen Unternehmen unterstützt, 2021 profitierten etwa 3 Millionen Menschen und 400.000 Unternehmen von SURE.

Die Konjunktur- und Aufbaupläne der Mitgliedstaaten konzentrieren sich auf Maßnahmen für die nächste Generation als eine ihrer sechs Säulen, im Einklang mit der verstärkten Jugendgarantie.

Weitere Informationen:

Die vollständige Pressemitteilung

Bericht über die Beschäftigung und die sozialen Entwicklungen in Europa 2022

Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffatec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820. Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
12. Juli 2022
Autor
Vertretung in Deutschland