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Vertretung in Deutschland
Presseartikel3. März 2017Vertretung in DeutschlandLesedauer: 8 Min

Richard Kühnel zur nationalen Eurobarometer-Umfrage: "Die Zustimmung zu Europa wächst in Deutschland"

77 Prozent der Deutschen und 67 Prozent der Befragten in anderen Mitgliedstaaten fühlen sich laut aktueller Eurobarometerumfrage als Bürger der Europäischen Union. Zur Vorstellung des nationalen Eurobarometers heute (Freitag) sagte Richard Kühnel...

(03.03.2017) Die Deutschen sehen sich nicht nur mehrheitlich als Europäer: Auch das Ansehen der EU ist in Deutschland gestiegen: für 37 Prozent der Deutschen hat die EU ein gutes Image, ein Verbesserung um 8 Prozentpunkte im Vergleich zur letzten Eurobarometer-Umfrage.

In Deutschland gibt es allerdings einen deutlichen Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen. 80 Prozent der Westdeutschen fühlen sich als Bürger der EU, in Ostdeutschland sind das mit 66 Prozent (-3 Pp) bedeutend weniger. „Dieser Unterschied in der Identifikation mit Europa zwischen dem deutschen Westen und Osten ist auch ein Arbeitsauftrag für uns als Europäische Kommission. Wir wollen unsere Dialogaktivitäten in diesen Regionen besonders verstärken, um allen Bundesbürgern das Gefühl zu geben: wir gehören dazu in Europa“, erklärte Richard Kühnel.

Am besten kommt die EU bei den 15 bis 24-Jährigen an. Hier haben 45 Prozent ein gutes Bild von der Europäischen Union. Europaweit ist die EU bei den unter 25-Jährigen ebenfalls am beliebtesten: 42 Prozent haben ein positives Bild von der Europäischen Union.

Das Ansehen der EU bei ihren Bürgern verbessert sich

Das Ansehen der Europäischen Union bei ihren Bürgern ist europaweit leicht gestiegen. 35 Prozent (+1 Pp) der Europäer haben ein gutes Bild von der EU, 25 Prozent (-2 Pp) ein schlechtes und 38 Prozent (+/-0 Pp) haben dazu keine Meinung. Bei den befragten Deutschen ist der positive Trend eindeutiger: Mittlerweile besitzt für 37 Prozent (+8 Pp) der Deutschen die EU ein gutes Image, während der Anteil derer, die mit der Europäischen Union ein negatives Bild verbinden, von 29 Prozent auf 21 Prozent gesunken ist.

Die Zahl derjenigen, die sich ausschließlich als Angehörige ihrer Nation verstehen, nahm in Europa (37 Prozent, -2 Pp) und in Deutschland (28 Prozent, -1 Pp) leicht ab. Besonders interessant ist, dass dieser Trend auch für Länder gilt, in denen die politische Auseinandersetzung gerade über dieses Selbstverständnis im Befragungszeitraum intensiv geführt wurde: so ist der Anteil derer, die sich ausschließlich national definieren sowohl in Ungarn (30 Prozent, -7 Pp), Polen (34 Prozent, -3 Pp) und dem Vereinigten Königreich (48 Prozent, -14 Pp) gesunken.

In den Niederlanden bleibt die Zahl derer, die ein gutes Bild von Europa haben mit 33 Prozent gleich, die Zahl derer, die ein negatives Bild haben, nimmt um einen Prozentpunkt auf 28 Prozent ab; in Frankreich allerdings ist die Zahl derer, bei denen die EU ein schlechtes Image hat größer (31 Prozent, +2 Pp) als diejenigen, die die EU positiv sehen (29 Prozent, -7 Pp).

60 Jahre Römische Verträge: ein positives Ereignis der europäischen Geschichte

Vor 60 Jahren wurden die Römischen Verträge, die zur Gründung der Europäischen Wirtschafts- und Atomgemeinschaft geführt haben, unterzeichnet. Die Römischen Verträge gelten als der eigentliche Ausgangspunkt für die Entwicklung der heutigen Europäischen Union. Zu den Unterzeichnerstaaten damals gehörten Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Luxemburg und die Niederlande. Mit den Römischen Verträgen verbinden Deutsche (31 Prozent) und Europäer (26 Prozent) vor allem Hoffnung. 72 Prozent der Deutschen und 69 Prozent der Europäer insgesamt finden, dass die Unterzeichnung der Römischen Verträge ein positives Ereignis der europäischen Geschichte war. Ihr 60. Jubiläum feiert die Europäische Union am 25. März in Rom.

Rechtsstaatlichkeit, Kultur und geteilte Werte machen die europäische Identität aus

Zum Gefühl einer gemeinsamen europäischen Identität tragen für die befragten Deutschen der Rechtsstaat (30 Prozent, +3 Pp), die gemeinsame Kultur (29 Prozent, +/-0 Pp), und allgemein geteilte Werte (26 Prozent, +2 Pp) bei. Für die befragten Europäer sind es die europäische Kultur (26 Prozent, -2 Pp), die gemeinsame Geschichte (23 Prozent, -1 Pp) und die geteilten Werte (22 Prozent, +1 Pp). Die EU steht für die befragten Deutschen (52 Prozent, +8 Pp) und Europäer (39 Prozent, +2 Pp) für Frieden. Für die Deutschen steht die EU ebenfalls für Demokratie (37 Prozent, +1 Pp) und Menschenrechte (34 Prozent, -8 Pp). Für die befragten Europäer repräsentiert die EU an zweiter Stelle Menschenrechte (34 Prozent, -3 Pp) und dann Demokratie (31 Prozent, +/-0 Pp).

67 Prozent (+1 Pp) der Europäer und 77 Prozent (-1 Pp) der Deutschen fühlen sich als Bürger der Europäischen Union. In Deutschland gibt es allerdings einen signifikanten Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen. 80 Prozent (+/-0 Pp) der Westdeutschen fühlen sich als Bürger der EU, in Ostdeutschland sind das mit 66 Prozent (-3 Pp) bedeutend weniger.

Deutsche und Europäer sind für eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik und eine gemeinsame Außenpolitik

Eine klare Mehrheit der Deutschen (85 Prozent, +3 Pp) und Europäer (75 Prozent, +1 Pp) unterstützen eine gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Europäischen Union.

Terrorismus stellte für die befragten Deutschen das zweitgrößte Problem (hinter Einwanderdung (45 Prozent, -11 Pp) dar, vor denen Deutschland steht (28 Prozent, +2 Pp). Europaweit steht Terrorismus allerdings an siebter Stelle der Probleme, vor denen die Befragten ihr Land sehen (14 Prozent, -2 Pp). Persönlich betroffen von Terrorismus fühlten sich im November 2016 nur 5 Prozent (-1 Pp) der Deutschen und 5 Prozent (+/-0 Pp) der Europäer insgesamt. Für die EU insgesamt sehen die befragten Deutschen Terrorismus allerdings nach wie vor als großes Problem (DE: 31 Prozent, -9 Pp; EU: 32 Prozent, -7 Pp), gleich hinter der Einwanderung (DE: 50 Prozent, -7 Pp; EU: 45 Prozent, -3 Pp).

Eine große Mehrheit der befragten Deutschen (82 Prozent, +5 Pp) und Europäer (66 Prozent, +2 Pp) wollen eine gemeinsame Außenpolitik der Staaten der Europäischen Union. Deutsche wie Europäer sind überzeugt, dass die EU ein international einflussreicher Akteur ist (DE: 72 Prozent, +5 Pp; EU: 69 Prozent, +1 Pp). Um diesen Einfluss noch stärker zu machen, glauben 49 Prozent +1 Pp) der Deutschen und 53 Prozent (+2 Pp) der Europäer, dass allgemein mehr Entscheidungen auf europäischer Ebene getroffen werden sollten.

Arbeitslosigkeit, Inflation und Einwanderung sind die größten Herausforderungen

Nach wie vor ist für die befragten Deutschen Einwanderung das wichtigste Problem, vor dem Deutschland steht, allerdings nicht mehr so dringend, wie noch ein halbes Jahr zuvor (45 Prozent, -11 Pp). Europaweit ist nicht Einwanderung, sondern Arbeitslosigkeit das wichtigste Problem in ihrem jeweiliges Land, finden 31 Prozent (-2 Pp) der befragten Europäer. Persönlich betroffen sehen sich von Einwanderung allerdings nur 9 Prozent (-2 Pp) der Deutschen. Für sie selbst sind die steigenden Preise und Lebenshaltungskosten wichtiger (19 Prozent, -1 Pp). Das ist für die Europäer insgesamt ebenfalls das dringendste Problem (28 Prozent, +2 Pp). Einwanderung ist für die Mehrheit der befragten Deutschen vor allem eine europäische Aufgabe oder sollte es zumindest sein und sie ist nach Meinung der Befragten in Deutschland (50 Prozent, -7 Pp) und Europa (45 Prozent, -3 Pp) das drängendste Problem, vor dem die EU steht.

Die befragten Deutschen (41 Prozent, -3 Pp) sind für weitere Grenzschutzmaßnahmen gegen illegale Einwanderung von außerhalb der Europäischen Union und zwar in einer Kombination von nationalen und europäischen Maßnahmen. Europaweit ist die Überzeugung, dass eine solche Kombination hilfreich ist, gesunken: nur noch 23 Prozent (-17 Pp) der befragten Europäer plädiert dafür, während einerseits die Zahl derjenigen, die diese Kompetenz vollkommen der EU übertragen möchte, stark gewachsen ist (39 Prozent, +12 Pp), andererseits die Befürworter rein nationaler Lösungen in der Grenzschutzfrage ebenfalls leicht gewinnen (24 Prozent, +2 Pp).

Das Recht auf Freizügigkeit im EU-Binnenmarkt wird mehrheitlich unterstützt

Die Mehrheit der Befragten in Deutschland und Europa unterstützt Freizügigkeit und die mit ihr zusammenhängenden Rechte deutlich: 90 Prozent (+4 Pp) der Deutschen und 81 Prozent (+2 Pp) der Europäer sind dafür. Auch die befragten Briten sind mit großer Mehrheit für diese Errungenschaft der Europäischen Union (68 Prozent, +5 Pp). Jeder vierte Brite ist gegen das Recht von EU-Bürgern, sich frei innerhalb der EU bewegen zu dürfen (24 Prozent, -6 Pp).

85 Prozent (+8 Pp) der Deutschen und 73 Prozent (+2 Pp) der Europäer insgesamt finden es richtig, dass EU-Bürger das Recht haben, in jedem Mitgliedstaat zu leben. 85 Prozent (+5 Pp) der Deutschen und 75 Prozent(+2 Pp) der Europäer stehen hinter dem Recht jedes EU-Bürgers, in allen Mitgliedstaaten arbeiten zu können. Solche pauschalen Aussagen über Rechte von EU-Bürger haben ein anderes Gewicht, wenn es um das eigene Land geht. Aber auch bei der Frage, ob sie es gut finden, dass EU-Bürger das Recht haben, in Deutschland zu leben, antworten 81 Prozent (+8 Pp) der Deutschen mit ‚Ja‘. Auch europaweit unterstützen 69 Prozent (+1 Pp) dieses Recht jedes Bürgers der Union. Auch mögliche Konkurrenz auf dem eigenen Arbeitsmarkt ändert diese Einstellung nicht. 83 Prozent (+8 Pp) der Deutschen und 70 Prozent (+2 Pp) der Europäer finden es richtig, dass jeder EU-Bürger das gleiche Recht hat, in ihrem Land zu arbeiten, wie sie selbst. Dieser Meinung sind übrigens auch eine klar wachsende Mehrheit der befragten Bürger des Vereinigten Königreichs (58 Prozent, +8 Pp).

Das EU-Bildungsprogramm Erasmus ist beliebt

Um das Recht der Freizügigkeit innerhalb der Europäischen Union mit Leben zu füllen, existieren verschiedene Programme, die EU-Bürger dabei unterstützen, in einem anderen Land der EU zu arbeiten oder eine Ausbildung, ein Praktikum oder ein Studium zu machen. ERASMUS+, das EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport, ist ein solches Förderprogramm der Europäischen Union. Erasmus+ fördert die Bildungsbereiche Hochschule, Schule, Berufs- und Erwachsenenbildung, Jugend und Sport. Besonders bekannt und beliebt ist der Teil von Erasmus+, der die Mobilität von Studierenden durch einen drei- bis 12-monatigen Auslandsaufenthalt an einer Universität innerhalb der EU fördert: 85 Prozent der Deutschen und 8 Prozent der Europäer finden das Erasmus-Programm gut.

Der Daten des vorliegenden Eurobarometer 86 sind zwischen dem 3. und dem 16. November 2016 in den 28 Mitgliedstaaten der EU, den fünf Kandidatenländern Türkei, der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien, Island, Serbien und Montenegro sowie der türkisch-zypriotischen Gemeinschaft durchgeführt. In den 28 Staaten der EU wurden insgesamt 27 705 und in Deutschland 1531 Bürger befragt, die zum Zeitpunkt der Befragung 15 Jahre oder älter waren.

Weitere Informationen:

Nationales Eurobarometer 86

Pressekontakt: gabriele [dot] imhoffatec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), Tel.: +49 (30) 2280-2820

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
3. März 2017
Autor
Vertretung in Deutschland