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Presseartikel29. Oktober 2021Lesedauer: 5 Min

Waldbrände: 340.000 Hektar verbrannter Wald in der EU im Jahr 2020

Forest fires in Greece

In der Europäischen Union sind im vergangenen Jahr rund 340.000 Hektar Wald verbrannt, eine Fläche, die 30 Prozent größer ist als Luxemburg. Das zeigt der 21. Jahresbericht über Waldbrände in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika, den die Gemeinsame Forschungsstelle der Europäischen Kommission heute (Freitag) vorgelegt hat. Rumänien war im Jahr 2020 das am stärksten betroffene Land, gefolgt von Portugal, Spanien und Italien. Rumäniens Natura-2000-Gebiete im Donaudelta-Naturschutzgebiet waren erneut stark betroffen. Aus Deutschland wurden 1.360 Waldbrände gemeldet, betroffen war eine Fläche von 368 Hektar. Am stärksten betroffen von den Waldbränden war Brandenburg. Der Klimawandel wird jedes Jahr sichtbarer, zeigt der Bericht.

Zu beobachten ist eine erhöhte Brandgefahr, längere Brandzeiten im Jahresverlauf und intensive, sich schnell ausbreitende „Mega-Brände“, die mit herkömmlichen Brandbekämpfungsmitteln kaum zu beeinflussen sind. In diesem Jahr waren bereits Ende Juni, also zu Beginn der eigentlichen Brandsaison, rund 130.000 ha abgebrannt. Brände betreffen nicht mehr nur die südlichen Staaten, sondern stellen auch eine wachsende Bedrohung für Mittel- und Nordeuropa dar. Mehr als neun von zehn Bränden in der EU sind auf menschliches Handeln zurückzuführen. Zur Vermeidung von Katastrophen sind daher Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen der Öffentlichkeit in Bezug auf die Brandgefahr von entscheidender Bedeutung.

Die Brandsaison 2021 ist noch ernster. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts sind bereits fast 0,5 Millionen Hektar in Flammen aufgegangen, 61 Prozent davon sind Wälder, deren Erholung Jahre dauern wird. Etwa 25 Prozent der in Europa abgebrannten Gebiete gehörten zu den Natura-2000-Gebieten, den EU-Reservoirs biologischer Vielfalt. Die EU hat dieses Jahr ihre Kapazitäten zur Unterstützung der Länder während der diesjährigen Brandsaison ausgebaut und diese wurden bereits stark für die großen Brände, die den Mittelmeerraum in diesem Sommer heimsuchten, genutzt.

Forschungskommissarin Mariya Gabriel erklärte: „Der Klimawandel erhöht weltweit das Risiko und das Ausmaß von Flächenbränden. Seit 2016 zeigen die beispiellosen Brände, die sich weltweit ereignet haben, ein Verhalten und eine Intensität, wie sie bisher noch nie festgestellt wurden. Die Gemeinsame Forschungsstelle und die Europäische Kommission mobilisieren Wissenschaft, Technologien, Strategien und Zusammenarbeit, um diese massiven Brände zu verhindern, unsere Wälder zu schützen, die biologische Vielfalt zu erhalten und vor allem das Leben in der EU und darüber hinaus zu schützen.“

Janez Lenarčič, EU-Kommissar für Krisenmanagement, führte aus: „Waldbrände bergen ein erhebliches Katastrophenrisiko für ganz Europa sowie für andere Teile der Welt. In den vergangenen zehn Jahren hat das Katastrophenschutzverfahren der EU auf mehr als vierzig große Waldbrandnotfälle reagiert. Der Klimawandel verlängert auch die Waldbrandsaison um mehrere Monate und erhöht damit in Europa die Wahrscheinlichkeit weiterer Notfälle in Bezug auf Flächenbrände.“

Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevičius erläuterte: „Die Europäische Kommission hat eine neue EU-Waldstrategie angenommen, um die Widerstandsfähigkeit der Wälder in Europa zu erhöhen. Gesunde und widerstandsfähige Wälder und Flächen, die so bewirtschaftet werden, dass die biologische Vielfalt und die Menschen geschützt werden, sind von entscheidender Bedeutung, um die Auswirkungen von Flächenbränden abzumildern. Deshalb arbeiten wir mit Partnern und nationalen Behörden zusammen, um die landbasierte Waldbrandprävention als Norm zu etablieren.“

Die wichtigsten Punkte des Berichts

  • Aus dem Bericht über Waldbrände für das Jahr 2020 geht hervor, dass laut den nationalen Berichten Rumänien das am stärksten betroffene Land war, gefolgt von Portugal, Spanien und Italien;
  • Europas „Natura 2000“-Schutzgebiete wurden durch Flächenbrände stark beeinträchtigt: Die abgebrannten Flächen beliefen sich auf 136 331 ha – rund 40 Prozent der abgebrannten Gesamtfläche im Jahr 2020 – etwas weniger als 2019, aber über dem Durchschnitt der letzten neun Jahre;
  • Wie im Jahr 2019 entfiel auf Rumänien wieder fast die Hälfte des abgebrannten Gebiets in Natura-2000-Gebieten, hauptsächlich im Naturschutzgebiet Donaudelta
  • Im Jahr 2020 waren 20 Mitgliedstaaten von Bränden von mehr als 30 Hektar betroffen, durch die insgesamt 339 489 Hektar abbrannten, was etwas über dem im Jahr 2019 verzeichneten Wert liegt.
  • In der Brandsaison 2020 haben im Vergleich zu 2019 auch mehr Menschen ihr Leben verloren: In Spaniens nationalen Meldungen wurden sechs Todesfälle angegeben, unter ihnen vier Feuerwehrleute.
  • Die Schnellkartierung durch den Copernicus-Katastrophen- und Krisenmanagementdienst wurde im Jahr 2020 17-mal für eine detaillierte Kartierung von Waldbränden aktiviert, was unter den bisherigen Aktivierungen im Jahr 2021 liegt.
  • Das Katastrophenschutzverfahren der Union wurde 2019 durch eine Flotte von Löschflugzeugen über rescEU modernisiert, wodurch seine Kapazitäten zur Unterstützung von Ländern während dieser Brandsaison gestärkt wurden.

Hintergrund

Die Gemeinsame Forschungsstelle der Kommission leistet durch die Entwicklung und den Betrieb des Europäischen Waldbrandinformationssystems (EFFIS) einen wichtigen Beitrag zur Verringerung des Risikos von Wald- und Flächenbränden in Europa und weltweit. Im Rahmen des Copernicus-Programms der EU und der Expertengruppe für Waldbrände überwacht das EFFIS über Satelliten kontinuierlich die Brandsituation in Europa. Es bietet den Ländern eine Plattform für den Austausch bewährter Verfahren in den Bereichen Brandverhütung, Brandbekämpfung, Wiederherstellung abgebrannter Flächen und Brandmanagement auf europäischer Ebene. EFFIS wurde im Jahr 2020 von Regierungsorganisationen und Bürgern mit fast 300 000 Nutzern aus 178 Ländern genutzt. EFFIS wird auch durch das Globale Waldbrandinformationssystem (GWIS) ergänzt, wodurch die Überwachung auf die ganze Welt ausgeweitet wird.

Die Berichte der Gemeinsamen Forschungsstelle über Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika bieten einen sehr umfassenden Überblick über die Lage in Bezug auf Waldbrände. Die Ausgabe aus dem Jahr 2020 enthält Berichte aus 33 Ländern in den erfassten Regionen, in denen die nationalen Brandschutzmaßnahmen und die Aktionen beschrieben werden, die auf nationaler und europäischer Ebene während der Brandkampagnen in diesem Zeitraum ergriffen wurden.

Die EU arbeitet aktiv daran, Flächenbrände zu verhindern, Wälder zu erhalten, die biologische Vielfalt wiederherzustellen und Leben zu retten. Im März dieses Jahres veröffentlichte die Kommission neue Leitlinien für die Vermeidung von Flächenbränden, für die Bewirtschaftung von Wäldern und Vegetation zur Verringerung der Ausbreitung und Intensität von Bränden, und für wirksame Reaktionen. Aufbauend auf der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, die als Teil der Leitinitiative des europäischen Grünen Deals veröffentlicht wurde, schlug die Kommission die neue EU-Waldstrategie für 2030 vor, mit der Maßnahmen zur Vermeidung von Waldbränden intensiviert werden und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel verbessert wird.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung: Bericht der Kommission über Waldbrände: Der Klimawandel wird jedes Jahr sichtbarer

Bericht „Forest Fires in Europe, the Middle East and North Africa 2020“ (Waldbrände in Europa, im Nahen Osten und in Nordafrika 2020)

Waldbrände

Europäisches Waldbrandinformationssystem (EFFIS)

Globales Waldbrandinformationssystem (GWIS)

Copernicus-Programm der EU

Pressekontakt: : gabriele [dot] imhoffatec [dot] europa [dot] eu (Gabriele Imhoff), fabian [dot] weberatec [dot] europa [dot] eu (Fabian Weber), claudia [dot] guskeatec [dot] europa [dot] eu (Claudia Guske). Mehr Informationen zu allen Pressekontakten hier.

Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern beantwortet das Team des Besucherzentrums ERLEBNIS EUROPA per frageaterlebnis-europa [dot] eu (E-Mail) oder telefonisch unter (030) 2280 2900.

Einzelheiten

Datum der Veröffentlichung
29. Oktober 2021