Das Neue Europäische Bauhaus (NEB) ist ein wichtiger Impulsgeber für den europäischen Grünen Deal. Dank der bereits zugewiesenen EU-Mittel von über 100 Millionen Euro laufen kleine und groß angelegte NEB-Projekte in ganz Europa. Die Kommission wird darüber hinaus die Mittel für das Forschungsprogramm Horizont Europa allein für den Zeitraum 2023-24 um weitere 106 Millionen Euro aufstocken. Die wichtigsten Aktivitäten des NEB – etwa die NEB-Preise, das erste Festival des NEB, das NEB-Labor – erfüllen die in sie gesteckten Erwartungen: So wurde ein transnationales, von der Basis ausgehendes Netz aufgebaut. In Deutschland gibt es mittlerweile 74 NEB-Partnerorganisationen, europaweit 600 offizielle Partner. Diese Ergebnisse präsentiert die Kommission im ersten Fortschrittsbericht über das Neue Europäische Bauhaus (NEB), der eine Bestandsaufnahme der in den ersten beiden Jahren der Initiative erzielten Erfolge vornimmt und das erste Bewertungsinstrument („NEB Compass“) für die Initiative vorstellt.
Der Bericht zeigt laut Mariya Gabriel, Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, die bisher erzielten großen Erfolge des Neuen Europäischen Bauhauses. „Und 2023 wird neue Abenteuer bringen, insbesondere für junge Europäerinnen und Europäer, die sich dank der Maßnahme Erasmus+/„DiscoverEU“ bald auf die Spur des Neuen Europäischen Bauhauses begeben werden. Sie werden aus erster Hand erleben können, dass das Neue Europäische Bauhaus eine Bewegung ist, die unser Leben verändern kann.“
Elisa Ferreira, Kommissarin für Kohäsion und Reformen betonte, dass in zwei Jahren mehr als 100 verschiedene Projekte vor Ort und mehr als 100 Millionen Euro an NEB-Investitionen aus verschiedenen EU-Programmen erreicht wurden. Die Hälfte dieser Investitionen stammt aus der Kohäsionspolitik (also der Strukturpolitik für die Regionen, die eine ausgewogene Entwicklung verfolgt). „Alle 27 Mitgliedstaaten haben Bestimmungen für das neue Europäische Bauhaus in ihre Kohäsionsprogramme 2021-2027 aufgenommen. Wir hoffen, dass es in den kommenden Jahren mehr NEB-Projekte in den europäischen Regionen und lokalen Gemeinschaften geben wird. Die Kohäsionspolitik wird die Mitgliedstaaten und die Akteure des Neuen Europäischen Bauhauses in diesem Bestreben auch in Zukunft unterstützen.“
Eine NEB-Bewegung
Die Initiative hat sich zu einer Bewegung mit einer aktiven und wachsenden Gemeinschaft aus allen EU-Mitgliedstaaten und darüber hinaus entwickelt. Mit über 600 offiziellen Partnerorganisationen, die von EU-weiten Netzen bis hin zu lokalen Initiativen reichen, erreicht das NEB Millionen von Bürgerinnen und Bürgern. Die Initiative bringt Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zusammen – von Kunst und Design über die Kultur- und Kreativwirtschaft und Einrichtungen des Kulturerbes bis hin zu Lehrkräften, Wissenschaftlern und Innovatoren, lokalen und regionalen Behörden sowie Bürgerinitiativen.
Von Anfang an hat das Neue Europäische Bauhaus lokale, regionale und nationale Akteure ermutigt und inspiriert, eigene Initiativen im Rahmen des NEB zu entwickeln. Um einen transparenten Zugang zu Informationen über gezielte Aufforderungen zur Einreichung von Vorschlägen für das Neue Europäische Bauhaus, Begünstigte und Mitglieder der NEB-Gemeinschaft zu bieten, hat die Kommission das „NEB Dashboard“ eingerichtet, eine umfassende Datenbank in Form einer interaktiven Karte.
Beispiele aus Deutschland
Der BUGA HOLZPAVILLON für die Bundesgartenschau Heilbronn 2019 zeigt neue Ansätze zum digitalen Holzbau. Die segmentierte Schalenkonstruktion basiert auf biologischen Prinzipien des Plattenskeletts von Seeigeln, die vom Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Baukonstruktion (ICD) und dem Institut für Tragkonstruktionen und konstruktives Entwerfen (ITKE) der Universität Stuttgart seit fast einem Jahrzehnt erforscht werden. Die tragende Holzschale des Pavillons erreicht eine stützenfreie Spannweite von 30 Metern bei einem Gewicht von nur 38 kg/m². Der BUGA Holzpavillon zeigt die Möglichkeiten einer effizienten, wirtschaftlichen, ökologischen und ausdrucksstarken Holzarchitektur, die an der Schnittstelle von Handwerk, digitaler Innovation und Forschung entsteht.
Das Berliner Start-up Flower Matter erstellt mit Flaux ein neues innovatives Textilmaterial aus Blumenabfällen. Es ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts mit dem Namen „Flower Matter“, bei dem Möglichkeiten zur nachhaltigen Verwertung von Blumenabfällen durch Kreislaufwirtschaft erforscht werden. Die Arbeit von Chanawan (Kao) Danpan und Irene Purasachit, Flower Matter, Berlin/Deutschland, wurde bereits mit einem Preis für innovative Forschungsarbeit im Faser- und Textilsektor ausgezeichnet.
Das Recyclinghaus aus Hannover hat ein experimentelles Haus im Kreislaufverfahren errichtet. Das Gebäude wurde ressourcenschonend geplant und gebaut, unter Verwendung wiederverwendeter, recycelter und wiederverwertbarer Komponenten. Das Konzept steht für eine neue Denkweise in der zeitgenössischen Architektur: die Verwendung zugänglicher Baumaterialien und Ressourcen, um ein Gebäude um sie herum zu entwerfen. Nach dem Ansatz „Form folgt der Verfügbarkeit“ entstand ein Prototyp, der die Möglichkeiten und das Potenzial verschiedener Arten des Recyclings in einem Naturlabor evaluiert, ein einzigartiges Haus mit einer besonderen Ästhetik.
Mit Müll unsere Zukunft gestalten - wenn Recycling nicht möglich ist, entsteht Wiederverwendung. Genau das ist die Motivation hinter „re_cycling air tubes“, einem Projekt aus Weimar, das Waren aus wiederverwendeten Fahrrädern herstellt. Das gemeinschaftsbasierte Projekt verwandelt Fahrradschläuche in ein gewebtes Produkt, das für verschiedene Zwecke verwendet werden kann, z. B. für Möbel (Stühle, Hängematten, Vorhänge usw.), zur Dekoration (als Kunstwerke), für "Spielplätze" als Erholungsmaterial - für Kinder und Erwachsene usw.
Dipdii Textiles ist eine von Frauen geführte Textilkooperation, die Rohstoffe wie z. B. geschredderte Decken aus alten Saris zu neuen gewebten Textilien verarbeitet, die von Hand zugeschnitten und unter Anwendung lokaler Textiltraditionen und -techniken hergestellt werden, um diesen Stoffen ein neues Leben zu geben. Diese Textilien, die so genannten Khatas, werden anschließend zu einzigartigen zeitgenössischen Kleidungsstücken und dekorativen Produkten wie Kissenbezügen verarbeitet. Dipdii wurde von dem Architekten A. Heringer und der Schneidermeisterin V. Lena Lang ins Leben gerufen und hat sich zum Ziel gesetzt, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Bangladesch zu fördern.
Eine Übersicht über eine Vielzahl inspirierender NEB-Projekte hier.
Die NEB-Gemeinschaft ist auch in der Ukraine aktiv. Ihre Aktivitäten dort umfassen Beiträge sowohl für Notunterkünfte als auch für die langfristige Planung des Wiederaufbaus. Das NEB-Labor führt drei Pilotprojekte (zu Wohnungsnot, Kreislaufwirtschaft und Kapazitätsaufbau) durch. Es wurde eine Bestandsaufnahme des Bedarfs der ukrainischen Kommunen und ihrer Interessenträger (z. B. Architekten, Stadtplaner, Studenten und Bauunternehmen) für den kurz- und langfristigen Wiederaufbau durchgeführt. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Pilotprojekte wird im ersten Quartal 2023 eine Reihe von Instrumenten für den Kapazitätsaufbau für Ukrainerinnen und Ukrainer, NEB-Partner und internationale Wiederaufbauexperten zur Verfügung stehen.
Umfangreiche EU-Investitionen, die allmählich Früchte tragen
Das NEB hat dank einer gezielten Finanzierung aus verschiedenen EU-Programmen begonnen, echte Veränderungen vor Ort anzustoßen. Im Jahr2022 wurden die ersten sechs NEB- Demonstrationsvorhaben – groß angelegte, reproduzierbare lokale Transformationsprojekte – ausgewählt und nahmen ihre Arbeit auf, die im Rahmen von Horizont Europa finanziert wird. 2023 folgen die nächsten zehn im Zuge der „Europäischen Innovativen Maßnahmen“ im Rahmen der Kohäsionspolitik. Zusammen mit kleineren Projekten in ganz Europa wurden im Zeitraum 2021-2022 über 100 Mio. EUR in NEB-Projekte investiert, die durch verschiedene Programme des mehrjährigen EU-Finanzrahmens unterstützt wurden.
Alle Mitgliedstaaten haben in ihre kohäsionspolitischen Programme für den Zeitraum 2021–27 Verweise auf das neue Europäische Bauhaus aufgenommen; dadurch können Projekte, die durch das NEB inspiriert sind, künftig mit Kohäsionsmitteln gefördert werden.
Neuer „NEB Compass“ als Orientierungshilfe für die Projektentwicklung und -bewertung
Die Kommission stellt heute auch den NEB Compass vor, ein Beurteilungsinstrument, das Aufschluss darüber gibt, inwieweit ein bestimmtes Projekt das NEB-Konzept verkörpert. Er verdeutlicht, was die drei Werte des Neuen Europäischen Bauhauses – Nachhaltigkeit, Inklusion und Schönheit – in konkreten Umfeldern bedeuten, wie sie integriert und mit den Arbeitsgrundsätzen der Beteiligung und der interdisziplinären Zusammenarbeit kombiniert werden können. Auf der Grundlage dieses „NEB Compass“ werden detailliertere Bewertungsinstrumente entwickelt, angefangen bei der baulichen Umwelt.
Ausblick
Die Kommission wird auch in Zukunft darauf achten, das NEB in den EU-Programmen durchgängig zu berücksichtigen (auch im Rahmen der geteilten Mittelverwaltung in der Kohäsionspolitik) und die Mittel für die Initiative aufzustocken. Mehr als 106 Millionen Euro werden 2023 und 2024 für spezielle Aufforderungen des NEB im Rahmen der Mission und Cluster von Horizont Europa bereitgestellt.
Vor dem Hintergrund des Europäischen Jahres der Kompetenzen wird bei der Verleihung der NEB-Preise 2023 ein thematischer Schwerpunkt auf Bildung gelegt, und die geografische Abdeckung wird über die EU-Mitgliedstaaten hinaus auf den Westbalkan ausgeweitet. Dieses Jahr wird auch die NEB-Akademie ins Leben gerufen, und es werden Schulungen zu nachhaltiger Bauweise, Kreislaufwirtschaft und biobasierten Materialien durchgeführt, um die Umgestaltung des Sektors zu beschleunigen.
Laufende Projekte wie das NEB-Labor werden fortgesetzt, um das NEB in allen Politikbereichen zu verankern. Das Neue Europäische Bauhaus sieht es auch als eine seiner vordringlichen Aufgaben an, die Präsenz in Ländern und Regionen, einschließlich ländlicher Gebiete, zu erhöhen, in denen bisher nur wenige Aktivitäten im Rahmen des NEB stattfinden.
Dank der NEB-Routen im Rahmen von Erasmus+/„DiscoverEU“ werden junge Europäerinnen und Europäer bald die Möglichkeit haben, Europas atemberaubende Landschaften und Städte zu entdecken und gleichzeitig mehr über die Projekte des Neuen Europäischen Bauhauses zu erfahren.
Weitere Informationen:
Website des Neuen Europäischen Bauhauses
LinkedIn-Seite des Neuen Europäischen Bauhauses
Instagram-Konto des Neuen Europäischen Bauhauses
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Einzelheiten
- Datum der Veröffentlichung
- 17. Januar 2023
- Autor
- Vertretung in Deutschland